Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 02 Nov 2023

Kassel. Nach sechs Jahren an der Spitze des Dezernats Diakonie und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) tritt Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß nun in den Ruhestand. Am 3. November wurde die 65-Jährige, die auf insgesamt fast 40 Jahre in der EKKW zurückblickt, mit einem Gottesdienst in der Kasseler Christuskirche und anschließendem Empfang im Landeskirchenamt verabschiedet. Wie die Landeskirche mitteilte, folgt ihr Pfarrer Dr. Diethelm Meißner nach, der zuletzt das Referat Erwachsenenbildung der EKKW leitete.

Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Foto: medio.tv/Schauderna)

Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Foto: medio.tv/Schauderna)

Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen

«Es war eine krisengeprägte Amtszeit», resümiert Brinkmann-Weiß. So habe zunächst die Corona-Pandemie die neun regionalen Diakonischen Werke der EKKW und auch die Diakoniestationen vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Unter welchen Bedingungen sind Hausbesuche möglich, wie können Beratungsangebote aufrecht erhalten bleiben? Die Verunsicherung unter den Mitarbeitenden sei groß gewesen, gleichwohl seien auch viele neue Formate entstanden – von der digitalen Beratung bis zu von den Tafeln geschnürten Essenspaketen. Dass Klinik- und Altenheim-Seelsorgende zeitweise nicht zu den alten, kranken und sterbenden Menschen durften, bezeichnet die scheidende Dezernentin rückblickend als «furchtbar». Das dürfe nicht noch einmal passieren. 

Auch im Bereich der weltweiten Ökumene sei die Pandemie prägend gewesen. «Viele unserer Partnerländer waren sehr stark betroffen, etwa Indien und Südafrika», schildert Brinkmann-Weiß. Bekannte aus den Partnerkirchen seien an den Folgen der Virusinfektion gestorben. Mangel an Impfstoff, Krankheit, Tod, Armut und Hunger: Corona habe die Ungerechtigkeiten in der Welt sehr deutlich gemacht, so die Theologin.

Gottesdienst zum Leitungswechsel

Der Gottesdienst anlässlich der Verabschiedung von Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß und der Einführung von Pfarrer Dr. Diethelm Meißner als Dezernent für Diakonie und Ökumene fand am 3. November in der Christuskirche in Kassel-Wilhelmshöhe statt. 

Diethelm Meißner leitete bisher das Referat Erwachsenenbildung der EKKW. Zuvor verantwortete er von 2006 bis 2018 im Evangelischen Studienseminar Hofgeismar den Bereich Ökumene und begleitete dort unter anderem ökumenische Studienreisen und Partnerschaftskonsultationen. Weitere Hintergründe zur Person im Portrait über Pfarrer Dr. Diethelm Meißner.

Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten: «Unsere Hilfe und Fürbitte sind nötig»

Nicht minder herausfordernd wurden die Aufgaben für das Diakonie- und Ökumene-Dezernat mit Beginn des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise. So waren die diakonischen Werke einerseits bei der Beratung von Geflüchteten gefragt, andererseits auch in der Begleitung von Menschen, die von den hohen Heizkosten und gestiegenen Lebenshaltungskosten besonders gebeutelt waren und sind. Rund 1,5 Millionen Euro Kirchensteuermehreinnahmen aus der Energiepreispauschale hatte die Landeskirche den regionalen Diakonischen Werken zur Verfügung gestellt. So konnten soziale Projekte und Initiativen wie die Tafelarbeit unterstützt und Beratungsangebote ausgebaut werden, erläutert Brinkmann-Weiß. Aber auch die Partnerkirchen der EKKW waren in unterschiedlicher Weise vom Ukraine-Krieg betroffen, erinnert Brinkmann-Weiß: «Estland und Rumänien durch die geografische Nähe und unsere afrikanischen Partner durch ausbleibende Getreideexporte.»

Der aktuelle Krieg im Nahen Osten überschattet die letzten Tage ihrer Amtszeit. «Er ist eine weitere gravierende Krise und ein schreckliches Ereignis, das uns aufgrund unserer tiefen Verbundenheit mit den jüdischen Gemeinden in unserem Land sowie den Menschen in Israel, und zugleich aufgrund unserer langjährigen Freundschaft zur rum-orthodoxen Kirche und ihren Mitgliedern in Syrien und im Libanon sehr betroffen macht», sagt die scheidende Dezernentin. Auch zu christlichen palästinensischen Einrichtungen bestehe über die Missionswerke seit vielen Jahren Kontakt. «In diesem jüngsten Konflikt sind erneut unsere weltweite ökumenische Solidarität, unsere Hilfe und unsere Fürbitte nötig», macht sie deutlich.

Partnerschaften: «Diese Begegnungen sind ein Schatz»

Konflikte, Kriege und Flucht haben Begegnungen mit den weltweiten ökumenischen Partnern der EKKW erschwert oder unmöglich gemacht, resümiert die 65-Jährige. Dennoch ist sie vom Sinn der Partnerschaften überzeugt: «Schon immer und jetzt erst recht», unterstreicht sie. Denn die persönliche Begegnung und Vernetzung ermögliche, die alltäglichen Probleme der Menschen in anderen Ländern kennenzulernen, zu verstehen und von der Vielfalt zu lernen. «Diese Begegnungen sind ein Schatz, der gerade in Zeiten der Verunsicherung, wie wir sie aktuell erleben, Fremdenhass und Ausgrenzung entgegenwirken kann», macht Brinkmann-Weiß deutlich. Dass es trotz Pandemie gelungen ist, im Herbst 2021 eine neue Partnerschaft zu schließen – mit der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien – erfüllt sie mit Freude. Dies zeige, «wie wichtig unserer Kirche Partnerschaften sind». Bestehende Partnerschaftsverträge gelte es nun teils zu verlängern. Dieses Vorhaben hatte die Pandemie ausgebremst.

Insgesamt blicke sie zufrieden auf ihre Amtszeit zurück, sagt Claudia Brinkmann-Weiß. «Ich wünsche mir, dass Diakonie und Ökumene zentrale Themen bleiben und der gemeinsame Leib Christi Gestalt gewinnt. Wir haben Schätze, um in unserer Gesellschaft und in der Welt zu wirken.» Ihrer Kirche wünscht sie «Zuversicht, Mut und Vertrauen, dass Neues wachsen kann».

Zur Person: Claudia Brinkmann-Weiß

Claudia Brinkmann-Weiß ist 1957 in Paderborn geboren. Sie hat zunächst einige Semester Jura studiert, sich dann aber für ein Theologiestudium in Göttingen und Berlin entschieden. Nach Vikariat (Baunatal-Großenritte) und Ordination im Jahr 1987 war sie zunächst Gemeindepfarrerin in Wichmannshausen (Kirchenkreis Eschwege) und Niederkaufungen (Kirchenkreis Kaufungen), bevor sie 1999 eine landeskirchliche Pfarrstelle für Frauenarbeit im Amt für kirchliche Dienste antrat. 2002 wurde sie Dekanin des Kirchenkreises Hanau (vormals Hanau-Stadt) und hatte dieses Amt 15 Jahre inne. Seit Dezember 2017 war sie Dezernentin für Diakonie und Ökumene.
Claudia Brinkmann-Weiß war in vielen kirchlichen Gremien engagiert, sei es auf der Ebene der EKD, der Landeskirche oder des Kirchenkreises: Sie war Mitglied der Landessynode (2007 bis 2017), des Synodalvorstands und des Rats der Landeskirche sowie Mitglied der EKD-Synode. Sie war in zahlreichen Gremien der Diakonie aktiv: im Vorstand des Diakonischen Werkes Kurhessen-Waldeck (2005 bis 2009), im Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes Kurhessen-Waldeck (2009 bis 2013), im Verwaltungsrat der Diakonie Hessen und als Vorsitzende der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen.
 
Viele Jahre war die Theologin Mitglied in der Kammer für Mission und Ökumene und hat in einem gemeinsamen Ausschuss mit der EKHN das Aufgabenfeld Ökumene begleitet. Claudia Brinkmann-Weiß lebt in Hanau, wo sie seit vielen Jahren am Runden Tisch der Religionen mitwirkt. Sie ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder.

(02.11.2023)

Linktipps:

Weitere Informationen zum Dezernat Diakonie und Ökumene findne sich auf den Seiten des Landeskirchenamtes und im ekkw.de-Servicebereich:

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