Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Mär 2006

Frankfurt a.M. (epd). Mit einer unabhängigen Studie will die Diakonie die Missstände in Kinderheimen während der Nachkriegszeit untersuchen lassen. «Wir wollen nichts beschönigen, verharmlosen oder ungeschehen machen», sagte der Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jürgen Gohde, der «Frankfurter Rundschau» (Dienstagsausgabe).

Gohde bedauerte, dass in der Vergangenheit auch Schlimmes in den Heimen der Diakonie geschehen sei, und kündigte eine umfassende Aufarbeitung der damaligen Zustände an. Zugleich bestritt der Theologe aber, dass die Kinder «systematisch und auf Weisung der Diakonieleitungen oder der Kirche gequält worden sind». Dazu gebe es momentan keine Anhaltspunkte.

Ausgelöst wurde die Debatte über das Leid vieler Heimkinder durch die Veröffentlichung des Buches «Schläge im Namen des Herrn» von Peter Wensierski. Gohde sprach vom Verdienst des Buches, «dass es all die Biografien aus der Anonymität herausgeholt hat». Jetzt gelte es, die Scham zu überwinden und über die Gewalttraditionen in der Erziehung zu reden. «Dafür brauchen wir die Berichte der Opfer und Erzieher», so der Diakonie-Präsident.

Die Diakonie bereitet seinen Angaben zufolge auch eine Tagung vor, bei der alle Beteiligten zu Wort kommen sollen. Zur Forderung nach Entschädigungen traumatisierter Opfer durch Kirche oder Diakonie äußerte sich Gohde zurückhaltend. «Das sind Fragen, die man ohne eine systematische Aufarbeitung nicht beantworten kann», so der Diakonie-Chef. (09.03.2006)

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