Unser Foto zeigt einen Teilnehmer der Friedenskundgebung am 4. März 2022 in Kassel, der Unterstützung für die Ukrainer fordert. Der Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration der Diakonie Hessen, Andreas Lipsch, hält es für möglich, dass Deutschland und Europa in den nächsten Wochen und Monaten die größten Flüchtlingsbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg erleben. (Foto: medio.tv/Socher)

Unser Foto zeigt einen Teilnehmer der Friedenskundgebung am 4. März 2022 in Kassel, der Unterstützung für die Ukrainer fordert. Der Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration der Diakonie Hessen, Andreas Lipsch, hält es für möglich, dass Deutschland und Europa in den nächsten Wochen und Monaten die größten Flüchtlingsbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg erleben. (Foto: medio.tv/Socher)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Mär 2022

Frankfurt a.M. (epd). Die evangelischen Kirchen und die Diakonie in Hessen äußern sich dankbar für die große Bereitschaft in Deutschland und anderen europäischen Ländern, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Unter ihnen seien auch viele Tausend ausländische Studierende und in dem osteuropäischen Land lebende Schutzsuchende aus Syrien, Afghanistan, Tschetschenien und Somalia, sagte Pfarrer Andreas Lipsch, Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration (FIAM) der Diakonie Hessen. «Darum appellieren wir: Vergesst niemanden. Unsere Solidarität und Hilfsbereitschaft muss allen Schutzsuchenden gelten, ohne Unterschied!»

Lipsch hält es für möglich, dass Deutschland und Europa in den nächsten Wochen und Monaten die größten Flüchtlingsbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg erleben. Brüssel und Berlin sprächen von fünf bis sieben Millionen Menschen. Davon seien zwar erst relativ wenige in Hessen und Rheinland-Pfalz angekommen, das werde sich aber bald ändern. Wie 2015 rechnet er mit zahlreichen freiwillig Engagierten in Kirchengemeinden, diakonischen Werken und Initiativen, die die Aufnahme der Geflüchteten unterstützen.

Spenden: Viele Menschen möchten spenden. Die Landeskirche empfiehlt die Diakonie-Katastrophenhilfe: Als weltweit agierendes Hilfsnetzwerk koordiniert sie die Flüchtlingshilfe in Zusammenarbeit mit Organisationen in der Ukraine und den angrenzenden Ländern. Von Sachspenden raten Diakonie und Caritas zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab, es wird aber vielerorts gesammelt.

Aufnahme von Geflüchteten: Für die Unterbringung von Geflüchteten sind zunächst Land und Kommunen zuständig. Vielerorts gibt es bereits Vernetzungen bzw. Kontakte zu Landkreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Auskunft zu Ansprechstellen finden Sie unter innen.hessen.de/hessen-hilft-ukraine

Rechtsstatus von Geflüchteten: Auf der Internetseite des hessischen Innenministeriums gibt es gebündelte Informationen. Die Seite innen.hessen.de/hessen-hilft-ukraine informiert u. a. über das Aufenthaltsrecht (Visum, Asyl) ukrainischer Staatsbürger in Deutschland.

«Anders als 2015 sollten aber Bund und Länder jetzt dafür Sorge tragen, dass es daneben eine hinreichend große, professionelle und effektive Willkommensstruktur aus Beratungs- und Unterstützungsstellen in Verbänden, Kommunen, Initiativen und Kirchen gibt», sagte Lipsch. Die Zusammenarbeit mit den anderen Wohlfahrtsverbänden sei gut eingespielt. «Im Blick auf das Land Hessen würden wir es sehr begrüßen, wenn Kirchen und Verbände jetzt in Planungen und Organisation der Aufnahme einbezogen würden.»

Als «flüchtlingspolitische Zeitenwende» bezeichnete Lipsch die einstimmige Entscheidung der EU-Staaten, die Aufnahme der Kriegsflüchtlinge mit Hilfe der sogenannten «Massenzustromrichtlinie» zu regeln. Diese wird erlauben, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine das Erstaufnahmeland frei wählen dürfen, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, und auch danach Freizügigkeit in der Europäischen Union genießen. Darüber hinaus müssten sie kein Asylverfahren durchlaufen und die Integration könnte buchstäblich am ersten Tag beginnen. «Wir werden uns jetzt dafür einsetzen, dass der Geist dieser Richtlinie auch die Umsetzung in Bund und Ländern prägen wird», sagte Lipsch. (05.03.2022)