Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Aug 2006

Frankfurt a.M./Kassel (epd). Die Diakonischen Werke in Hessen haben die Vorwürfe der AOK Hessen zurückgewiesen, dass jeder zweite ambulante Pflegedienst falsch abrechne. «Auch wenn es in der Branche vereinzelt schwarze Schafe geben mag, ist eine pauschale Verurteilung aller ambulanten Pflegedienste falsch und unangemessen», erklärte Reinhard Löwer, Direktor der Diakonie in Kurhessen-Waldeck, in Kassel. Es gehe letztlich zu Lasten von Patienten, wenn jede pflegerische Arbeit diskreditiert werde, warnte der hessen-nassauische Diakoniechef Wolfgang Gern.

Vereinzelte Abrechnungsfehler seien nicht mit Betrug gleichzusetzen, stellte Löwer klar. Durch zunehmende Bürokratisierung, komplizierte Abrechnungsregelungen sowie Zeitdruck könnten Fehler entstehen - oft sogar zu Lasten des Pflegedienstes. Deshalb dürften aber ambulante Pflegedienste und ihre Mitarbeitenden nicht per se kriminalisiert werden.

Die Missbrauchsdebatte werde zu Lasten von Armen, Kranken und sozial Schwachen geführt, die der Solidarität und Hilfeleistung am meisten bedürften, sagte Gern. Wer sich für sie engagiere, brauche die Rückendeckung der Gesamtgesellschaft. Außerdem verdecke die Missbrauchsdebatte, dass die Pflege bereits seit Jahren unterfinanziert sei.

Bei den Falschangaben handelt es sich laut AOK meist um drei- und vierstellige Summen. Seit dem 1. Januar 2003 hatte die Krankenkasse 307 von 874 hessischen Pflegediensten untersucht. Die falschen Abrechnungen beträfen kirchliche, freigemeinnützige und private Pflegedienste, hieß es. Die Untersuchungen seien nur im Bundesland Hessen erfolgt, das Problem bestehe aber bundesweit. (24.08.2006)