Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Mär 2011

Hofgeismar (epd). Für den Afghanistan-Einsatz gibt es nach Ansicht des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, weder national noch international ein Konzept. So habe es etwa jahrelang keinerlei Auswertungen des militärischen Einsatzes gegeben, kritisierte Brahms am Samstag (5.3.) bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Es sei nach wie vor nicht klar, was mit dem Einsatz der Bundeswehr in dem Land eigentlich geplant sei und was erreicht werden solle.

Brahms, der vor kurzem mit einer EKD-Delegation und dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider in Afghanistan war, kritisierte ferner die neue offensive Strategie der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Diese sei für die Soldaten hoch gefährlich und zudem sehr fragwürdig. Er habe erhebliche Zweifel, ob der Einsatz in Afghanistan friedensethisch legitimiert werden könne. Es handele sich um ein «schwammiges Mandat».

Immerhin gehe der zivile Aufbau im Land auf einem allerdings sehr niedrigem Niveau voran, schilderte Brahms einige positive Aspekte. So sei die Kindersterblichkeit von 256 Fällen pro 1.000 Geburten auf nunmehr 156 Fälle gesunken. Etwa die Hälfte der Kinder könne eine Schule besuchen. Schwierigkeiten gebe es aber nach wie vor in der Wirtschaft. Betrug der Anteil Afghanistans an der Versorgung des Weltmarktes mit Trockenfrüchten früher 80 Prozent, sei er nunmehr auf null gesunken.

Ein sofortiger Abzug der Truppen aus Afghanistan wäre allerdings nicht sinnvoll, schränkte Brahms ein. Man könne sich aber das kanadische Modell zum Vorbild nehmen, das eine Überprüfung und Auswertung des Einsatzes alle drei Monate vorsehe. So könne überprüft werden, ob vorher gesteckte Ziele auch erreicht würden. Ein einfaches «Weiter so» in der Afghanistanpolitik entziehe jedoch dem Einsatz seine friedenspolitische Legitimation. (07.03.2011)

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