Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Feb 2011

Bad Arolsen (medio). «Krieg soll um Gottes Willen nicht sein.», zu diesem Thema nahm der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Martin Dutzmann, beim After Work Treff der Stadtkirchengemeinde Bad Arolsen in den Räumen des Waldeckschen Diakonissenhauses Stellung. Dabei flossen auch Eindrücke aus seinem aktuellen Afghanistanbesuch und eine ethische Einschätzung des Einsatzes der Bundeswehr ein, teilte die Kirchengemeinde mit.

Gerade von einem Besuch der Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan mit dem EKD-Ratsvorsitzenden und dem Friedensbeauftragten zurückgekehrt, stellte sich der Militärbischof am vergangenen Freitag (11.2.) einem interessierten Publikum zu Fragen der Friedensethik. Dabei schlug er eine Brücke von der Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen aus dem Jahr 1948, in der es heißt: «Krieg soll um Gottes Willen nicht sein!», über die Friedensdenkschrift der EKD aus dem Jahr 2007, die die aktuelle Position der Evangelischen Kirche in Deutschland wiedergibt, bis zu den frischen Eindrücken aus den Begegnungen mit Deutschen im Einsatz in Afghanistan, so die Kirchengemeinde.

Friedensvision in einer noch nicht erlösten Welt

Dutzmann betonte die Kraft von Friedensvisionen für die Suche nach Frieden im hier und jetzt. Doch die vorläufige Wirklichkeit sähe anders aus. Das hätte auch 1948 gegolten, als sich die erste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen unter dem Eindruck des zweiten Weltkrieges zu dem Bekenntnis genötigt gesehen habe: «Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!» «Dieses Bekenntnis ist bis heute in der evangelischen Friedensethik grundlegend und keineswegs überholt.», bekannte er. Doch wir lebten bei aller Vision in einer noch nicht erlösten Welt. Darum hätten Theologie und Ethik dieser Grundannahme, dass die Welt noch nicht erlöst ist, Rechnung zu tragen.

Die Friedensdenkschrift der EKD aus dem Jahr 2007 trage dem Umstand Rechnung, dass die Welt noch nicht erlöst sei. Sie hält zur Durchsetzung des Rechts und zur Wahrung des Friedens die Androhung und Anwendung von militärischer Gewalt als äußerste Möglichkeit (ultima ratio) für ethisch vertretbar. Am Afghanistaneinsatz der Bundeswehr kritisierte Dutzmann das fehlende Konzept sowie die Tatsache, dass der Einsatz keine Zielformulierung und damit auch Beendigungsstrategie beinhalte, so die Kirchengemeinde in ihrer Mitteilung.

Die Politik kritisch begleiten und den Soldaten das Gewissen schärfen

Mit der Mandatsverlängerung vom 28. Januar 2011 sei für die Jahre 2011 und 2014 zum ersten Mal die Reduktion bzw. das Ende des militärischen Engagements in den Blick gekommen. Damit gäbe es eine Rechenschaftspflicht zu den genannten Zeitpunkten. Zugleich seien die Ziele, die die internationale Gemeinschaft in Afghanistan verfolge, deutlich genauer beschrieben als bisher. Der Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten aber sei erheblich gefährlicher geworden! Diese müssten nun offensiver gegen Aufständische vorgehen, um sicheren Raum für den zivilen Aufbau zu gewährleisten. «Unsere Soldatinnen und Soldaten haben einen Anspruch darauf zu erfahren, für welche Zwecke die Bundesrepublik Deutschland ihre Streitkräfte einsetzt – und für welche nicht.», machte Dutzmann deutlich. Diese Frage sei nach dem Ende des Kalten Krieges bis heute nicht wirklich beantwortet. (17.02.2011)