Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Apr 2009

Kassel (medio). «Wer ist an der Krise schuld?» oder «Ist die Krise nicht eine einzige Inszenierung der Medien? – Zwei von zahlreichen Fragen, die über 20 «Chatter» am Donnerstagabend dem Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, im «Bischofschat» auf dem landeskirchlichen Internetserver ekkw.de stellten. Der Bischof hatte unter dem Motto «Krise und keine Ende ... – Was kann wirklich helfen?» zu der Diskussion eingeladen und beantwortete die Fragen im Sekundentakt: «Ich spüre die Auswirkungen noch nicht persönlich», schrieb der Bischof, «allerdings glaube ich auch, dass noch sehr viel schwierigere Zeiten kommen werden, weil nicht alles durch Schulden kompensierbar ist». Mitte des Jahres werde sich zeigen, ob die Konjunkturprogramme wirken, so Heins Einschätzung. Der Bischof kritisierte an der Politik, dass «vieles zu kurzatmig läuft. Alle blicken auf die Bundestagswahl. Nachhaltigkeit verlangt mehr Zeit und mehr Gemeinsamkeit, als sie derzeit erkennbar ist», so der Bischof.

Der Forderung nach einer einfachen Zuordnung der Schuld für die Krise erteilte der Bischof eine Absage: «Auf die Banker und raffgierigen Manager lässt sich leicht schimpfen!» entgegnete Hein. Vielmehr sei die verbreitete «Raff-Mentaltität» des «Immer mehr» für die Auswüchse in der Finanzwirtschaft mitverantwortlich. Niemand hätte sich mehr mit Zinsen unter 5 Prozent zufrieden gegeben, selbst normale Verbraucher seien zu Spekulanten geworden. Sein Rat für die Zukunft: Mehr Bescheidenheit, Sorgsamkeit und Augenmaß!

Religiöse Fragen standen in der Schlussphase des Chats im Mittelpunkt. Mehrere Teilnehmer fragten den Bischof, woher er die Zuversicht angesichts der Krise nehme. Hein antwortete, die Zuversicht komme aus seinem Gottvertrauen, denn Gottes große Verheißungen gelten nach wie vor. In der Krise könne man zudem durchaus etwas lernen: «Wir können entdecken, was uns wirklich trägt», betonte Hein. (23.4.2009)

 

«Chatten – eine neue Form der Begegnung»

Ein Beitrag von Bischof Martin Hein

Zweimal im Jahr chatte ich als Bischof auf der Webseite unserer Landeskirche ekkw.de. Einmal geht es dabei immer um das jeweilige Thema der Buß- und Bettags-Initiative. Im letzten Jahr lautete es «Ehrlich». Der andere Termin liegt in der Osterzeit. In diesem Jahr war es der 23. April. Da drehte sich der Chat um die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise unter der Fragestellung «Krise und kein Ende: Was kann wirklich helfen?».

Was reizt mich am Chatten? Ein paar Erinnerungen: Jesus suchte in vielfältiger und auch oft ungewöhnlicher Weise das Gespräch mit Menschen – gerade auch mit denen, für die das religiöse Establishment seiner Zeit kein Ohr und keine Worte hatte. Und die Christenheit hat stets gut daran getan, neben der persönlichen Begegnung die Botschaft Jesu auf den modernsten technischen Wegen zu kommunizieren: Die Reformation etwa bediente sich der soeben erfundenen Drucktechnik, um die Menschen zu erreichen.

Heute sind elektronische Medien die Leitmedien. Chatten ist eine neue Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen: schnell und unmittelbar. Der Chat ist ein Gespräch mit anderen Mitteln, in gewisser Weise eine neue Form des Telefonats. Viele Chatter schätzen die anonymisierte Form des Dialogs. Sie können so geschützt am Gespräch teilnehmen, ohne sich gleich erkennen geben zu müssen. Meine bisherigen Erfahrungen mit dieser Online-Form des Dialogs sind ausgesprochen positiv und anregend. Ich freue mich schon auf den nächsten Chat.

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