Startschuss für neues Projekt Spiel(t)raum: die Kooperationspartner vor der entwidmeten Herrenwaldkirche in Stadtallendorf. (Foto: Frank Wagner/Kirchenkreis Kirchhain)

Startschuss für neues Projekt Spiel(t)raum: die Kooperationspartner vor der entwidmeten Herrenwaldkirche in Stadtallendorf. (Foto: Frank Wagner/Kirchenkreis Kirchhain)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Feb 2022

Stadtallendorf (medio). Ein neues Projekt soll eine ehemalige Kirche mit ganz besonderem Leben füllen: Fünf Kooperationspartner haben sich zusammengefunden, um in der früheren Herrenwaldkirche in Stadtallendorf (Kirchenkreis Kirchhain) einen «Spiel(t)raum» zu verwirklichen – ein gemeinwesenorientiertes Konzept einer Spielkirche. Am Freitag (25.2.) unterzeichneten Vertreterinnen und Vertreter eine Absichtserklärung, gemeinsam mit der Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann.

Das Motto lautet «gemeinsam: leben: lernen». Es soll ein Begegnungsraum geschaffen werden für Menschen verschiedener Altersgruppen, verschiedener Herkunft und verschiedener Religionen – ein offener Raum für unterschiedliche Menschen, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. «Um sich hier zugehörig zu fühlen, muss man weder vor Ort wohnen noch christlichen Glaubens sein», erklärt der Dekan des Kirchenkreises Kirchhain, Hermann Köhler. Zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde Herrenwald, der Jumpers gGmbH, der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Marburg und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist der Kirchenkreis am Projekt «Spiel(t)raum» beteiligt.

Die Jumpers gGmbH betreibt in der 2013 entwidmeten Herrenwaldkirche bereits seit 2014 das Kinder- und Familienzentrum «ConAct» – ausgelegt als Ort der Begegnung für die Menschen im Quartier. Für das Konzept von «Spiel(t)raum» führen alle Träger ihre jeweiligen Angebote zusammen, die sie in einem neuen, gemeinsamen, gemeinwesenorientierten Ansatz umsetzen wollen. «Die spielpädagogische Arbeit ermöglicht niederschwellige Interaktionen sowie einen anderen Zugang zum christlichen Glauben», sagt Pfarrerin Katrin Rouwen, die die Grundzüge des Konzepts erarbeitet hat.

Offen für alle: Leuchtturmprojekt für die ganze Region

Den Kirchenraum ebenso wie die Spielgeräte und die «Atmosphäre des Willkommen- und Angenommenseins» versteht Rouwen gewissermaßen als Mittel der Predigt. Der Kirchenraum soll ein spiritueller Ort des Erlebens werden, ebenso wie ein außerschulischer Lernort – religionspädagogische Inhalte sind Teil des Konzepts, das sich aber ganz explizit an Menschen aller Konfessionen richtet. Damit könne das Gebäude «auch in Zukunft ein ganz wertvoller Treffpunkt für gelebte Gemeinschaft, Lernen und Begegnung sein und ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region», sagt Thorsten Riewesell, Geschäftsführer der Jumpers gGmbH. «Die Idee und das Konzept haben uns von Anfang an begeistert und wir unterstützen diese innovative Maßnahme gern mit unseren Bildungsangeboten und der Fachkompetenz unserer Mitarbeitenden», so Kai Abraham, Leiter der Familien-Bildungsstätte Marburg.

Bevor der «Spiel(t)raum» Wirklichkeit werden kann, wartet viel Arbeit auf die Beteiligten. Zunächst muss das denkmalgeschützte Gebäude umfassend saniert werden – mit einer entsprechenden Finanzierung. Die Kirchengemeinde Herrenwald, die Eigentümerin des Gebäudes ist, hofft auf Mittel aus dem Denkmalschutz und weiteren Fördertöpfen. Ein Antrag auf Mittel aus dem Innovationsfonds der Landeskirche wird gestellt, weitere Anträge sind geplant, ebenso finden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher politischer Ebenen statt mit dem Ziel, das Projekt zu unterstützen. Die Landeskirche hat eine Planung in Auftrag gegeben, um den Bedarf zu ermitteln, die Beteiligten hoffen auf den Beginn des ersten Bauabschnitts im kommenden Jahr.

Trägerverein soll gegründet werden

Die Koordination der Angebote soll ein Trägerverein übernehmen, den man nun gründen möchte. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck stellt eine halbe Pfarrstelle zur Verfügung, um das Konzept des «Spiel(t)raums» umzusetzen, und finanziert zum größten Teil die Planungskosten für die Sanierung. Diese werden auch von Seiten des Kirchenkreises Kirchhain mitgetragen, der außerdem einen Stellenanteil aus dem Bereich Kinder- und Jugendarbeit für das Projekt in Aussicht stellt. Weitere Stellenanteile werden von der Jumpers gGmbH finanziert, die ihre Arbeit vor Ort in Kooperation mit den anderen Beteiligten einbringen wird. Die Kirchengemeinde Herrenwald stellt das Gebäude zur Verfügung und unterstützt die inhaltliche Arbeit.

«Der Arbeit in einem Stadtteil vor allem mit Menschen mit geringem Einkommen und unterschiedlicher Herkunft liegt der christliche Grundauftrag zugrunde, zu allen Menschen gesandt zu sein, Nächstenliebe zu üben und diakonisch zu handeln», so die Überzeugung der Kooperationspartner. Die Kreuzfigur im Logo verweist auf das bewusst christliche Vorzeichen des Projekts, der «Spiel(t)raum» versteht sich aber als für alle Menschen gleichermaßen offen.  Diese Ausrichtung unterstützt auch die künftige Schirmherrin, Bischöfin Dr. Beate Hofmann: «Für mich ist das wie ein Traum, der sich erfüllt: Ganz unterschiedliche Menschen treffen sich hier, reden miteinander, lernen voneinander, spielen miteinander, gestalten Leben miteinander.» Die Bischöfin unterzeichnete gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aller Kooperationspartner die Absichtserklärung, mit der das Projekt nun offiziell startet. Hofmann war zuvor bereits zwei Tage im Kirchenkreis Kirchhain zu einer Visitation unterwegs gewesen und hatte verschiedene Gemeinden, Projekte und Aktive kennengelernt. In Stadtallendorf traf sie sich mit den Beteiligten des «Spiel(t)raums» zu einer Gesprächsrunde, einem Rundgang durch die ehemalige Herrenwaldkirche und einem Pressetermin. (28.02.2022)