Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Apr 2018

Dachau (medio). Das Schicksal des kurhessischen Pfarrers Karl Hilmes (1907 - 1957) stand am Karfreitag im Mittelpunkt eines Gottesdienstes in Dachau. Seit vielen Jahren werde im Karfreitagsgottesdienst der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau an einen der 110 evangelischen Pfarrer erinnert, die in Dachau inhaftiert waren, teilte die Pressestelle der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mit.

Im Gedenkgottesdienst am 30.03.2018, in dem Lieblingslieder von Karl Hilmes gesungen wurden, nahmen die drei noch lebenden Kinder mit ihren Kindern und Enkeln teil. Die beiden Dachauer Pfarrer, Kirchenrat Dr. Björn Mensing und Claudia Mühlbacher, lasen wichtige Passagen aus den erhaltenen Briefen des Ehepaars Anna und Karl Hilmes, unter anderen auch den an der Zensur vorbei geschmuggelten erschütternden Bericht über die Malariaversuche, die Professor Claus Schilling an Karl Hilmes und anderen der gesündesten Häftlinge durchgeführt hatte. 

Im Grußwort für die Familie ging der älteste Sohn, Dekan i.R. Christian Hilmes, auf die persönliche Bedeutung und existenzielle Wirkung dieser Jahre für seine Geschwister und sich ein. Ein Lieblingsgedanke von Karl Hilmes, der auf ein Gedicht von C. F. Meyer zurück geht, habe sie ein dreiviertel Jahrhundert begleitet und immer von neuem ermutigt, beharrlich gegen die Tyrannei des Leid zu kämpfen und hinter der Trostlosigkeit des Karfreitags die Lebenszeichen des Ostermorgens aufzuspüren; denn - wie Karl Hilmes im April 1943 seiner Frau schrieb - «Gott ist auch in Tiefen und Schmerzen mit uns auf dem rechten Weg. Er ließ ja aus dem Karfreitag Ostern erstehen. Aus der Hoffnungslosigkeit und dem Tod das Leben. So feiert Ostern in der freudigen Hoffnung derer, die um den Lebendigen und stets Gegenwärtigen wissen. Kopfhänger und Hoffnungslose will Er nicht haben».

Als Pfarrer in Ulfen (bei Sontra) schon 1937 bei der Geheimen Staatspolizei angezeigt, war Karl Hilmes im März 1942 aufgrund einer Predigt gegen die Krankenmorde im Rahmen der NS-Euthanasie verhaftet, ins Polizeigefängnis Kassel und von dort ins Konzentrationslager Dachau verschleppt worden, wo er Opfer medizinischer Versuche wurde. Zum Prozess kam er im nächsten Jahr wieder nach Kassel. Sein Freispruch im September 1943 verhinderte nicht die erneute «Schutzhaft» in Dachau. Erst im Oktober 1944 konnte er nach dem mutigen Drängen seiner Frau beim Adjutanten Heinrich Himmlers als «Beurlaubter» nach Ulfen zurückkehren. Nach dem Krieg half er wesentlich beim Aufbau der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mit: als Pfarrer, Dekan, Propst und schließlich als Prälat.

Zum 100. Geburtstag 2007 würdigte Bischof Prof. Dr. Martin Hein sein Leben und Werk: «Karl Hilmes ist ein Bekenner des Evangeliums unter den unmenschlichen Bedingungen des nationalsozialistischen Regimes gewesen. Er ist ein großes Vorbild für unsere Kirche. Sein Leben ist uns Ansporn und Verpflichtung, uns noch intensiver als bisher mit dieser Epoche zu befassen.» (03.04.2018)

Linktipp:

Auf der Internetseite der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau erfahren Sie mehr über die Gedenk- und Bildungsarbeit:

versoehnungskirche-dachau.de