Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Jun 2015

Hanau (medio). Am vergangenen Samstag (20.6.) folgten rund 50 Interessierte der Einladung des Zentrums Oekumene zum ersten Europaforum der hessischen evangelischen Landeskirchen nach Hanau. Thema der Veranstaltung war «Europa am Abgrund - ein Versuch, die Ukrainekrise zu verstehen», teilte Ökumenedezernentin Dr. Ruth Gütter gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio» mit.

Dr. Andriy Mykhaleyko, Dozent für Kirchengeschichte der Ukrainischen Katholischen Universität in Lemberg in der Ukraine, setzte sich bei dem Forum mit der Rolle der Kirchen in dem Konflikt auseinander. Trotz großer geschichtlicher und theologischer Differenzen in den orthodoxen und katholischen Kirchen des Landes sei es gelungen, dass die Kirchen und Religionen während der Zeit der Demonstrationen auf dem Maidan gemeinsam für ein Ende der Gewalt eingetreten seien, so Mykhaleyko.

Mit Blick auf die gesellschaftliche und politische Perspektive sagte Dr. Matthias Dembinsiki von der hessischen Stiftung für Frieden- und Konfliktforschung, dass sowohl die Europäische Union (EU) als auch Russland durch nicht gelungene Kommunikation in den Konflikt «hineingestolpert» seien, so Gütter. Dadurch hätte die Ukraine vor der problematischen Wahl gestanden, sich zwischen dem westlichen oder östlichen Bündnis entscheiden zu müssen. Für Dembinsiki sei es nötig, dass die Gespräche wieder in Gang kommen, um einen tragfähige Kompromiss finden zu können. Dabei sei wichtig, dass die Mitgliedsstaaten der G7 wieder mit Russland reden. Weder in der Teilung der Ukraine noch in der Durchsetzung russischer Siegerinteressen sieht der Konfliktforscher eine Lösung. Denkbar sei für Dembinsiki, dass die Ukraine Mitglied der EU, nicht aber Mitglied der NATO werde.

In der anschließenden Diskussion berichteten Vertreter von Initiativen, die Kontakte in die Ukraine pflegen und dort humanitäre Arbeit leisten,  von der Situation vor Ort. Dabei brachten Vertreter einer Delegation aus Kirgisien zum Ausdruck, dass die Ukrainekrise auch in Kirgisien Ängste auslöse. Insgesamt sprachen sich die Teilnehmer dafür aus, dass die Kirchen in der Krisenregion aber auch in Europa eine wichtige Rolle bei der  Suche nach einer Lösung des Konfliktes spielen könnten, so die Dezernentin.

Laut Dezernentin Gütter soll das Europaforum zukünftig einmal jährlich veranstaltet werden. Dabei sollen aktuelle Fragen im europäischen Kontext aufgegriffen und Initiativen und Partnerschaften ihre Kontakte und Projekte besonders in Osteuropa pflegen und vernetzen können. Ansprechpartner für das Europaforum: Pfarrer Friedhelm Pieper, Europareferent im Zentrum Oekumene in Frankfurt am Main. (22.06.2015)

Linktipp:

Das Zentrum Oekumene finden Sie im Internet unter:

zentrum-oekumene-ekhn.de/