Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 21 Jun 2012

Marburg (medio). Vertreter der evangelischen Kirche in Gießen und Marburg stehen der Übernahme des privatisierten Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) durch den Fresenius-Konzern skeptisch gegenüber. Sie befürchten, dass der Konzern Profit auf Kosten der Patienten machen will. Auch der Propst des Sprengels Waldeck und Marburg, Helmut Wöllenstein, zeigte sich beunruhigt von den Übernahmeplänen des börsenorientierten Unternehmens: Fresenius sei dafür bekannt, in seinen Akutkliniken bis zu 15 Prozent Renditen erwirtschaften zu lassen, sagte Wöllenstein gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio!». Der Propst befürchtet, dass dies eine ständige Steigerung der Patienten-Fallzahlen zu Folge hat. Eine Klinik müsse aber dazu da sein, Patienten zu behandeln und nicht Krankheitsfälle zu vermehren, erklärte Wöllenstein.

Propst Wöllenstein befürchtet außerdem, dass sich das Profitdenken des Unternehmens auch auf die Forschung und die Ausbildung neuer Ärzte im Universitätsklinikum auswirken könnte. Deshalb fordert Wöllenstein zusammen mit anderen Kirchenvertretern das Land Hessen auf, das Universitätsklinikum zurück zu kaufen oder zumindest Strukturen zu schaffen, durch die die Betreiberfirma besser kontrolliert werden kann. Nach Gesprächen mit dem Dekan der medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Matthias Rothmund, werde Wöllenstein bei einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Marburg am 30. Juni die Position der Kirche öffentlich vertreten.

Bereits am 9. Juni hat die evangelische Kirche in Marburg zu einer Protest-Radtour auf alten Pilgerwegen von Langenstein bis zur Elisabethkirche in Marburg eingeladen. Etwa 100 Menschen hatten dabei unter dem Motto «Einer trage des anderen Last» gegen die schlechten Bedingungen im UKGM protestiert. Im Jahr 2006 wurde das Universitätsklinikum vom Land Hessen unter der Regierung des früheren Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) an die Rhön-Klinikum AG verkauft. Nun will es wiederum der Gesundheitskonzern Fresenius übernehmen. Das UKGM ist bisher das einzige privatisierte Universitätsklinikum bundesweit. (21.06.2012)