Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Okt 2016

Kassel (medio). Internationale Gegenwartskunst trifft auf das geistige «Modell» Luther: Das ist der Ausgangspunkt der Ausstellung «Luther und die Avantgarde», die die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck gemeinsam mit der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. und dem Reformationsjubiläum 2017 e.V. im kommenden Jahr präsentiert. Neben dem zentralen Ausstellungsort in Wittenberg sollen vom 19. Mai bis 17. September 2017 Berlin und Kassel weitere Standorte der Ausstellung sein. Dabei will Kassel einen Brückenschlag zu dem zentralen Ausstellungsort in Wittenberg wagen, teilte die Pressestelle der Landeskirche am Freitag mit.

Rund 60 internationale Künstlerinnen und Künstler setzten sich mit impulsgebenden Gedanken der Reformation auseinander, die bis heute nicht an Aktualität verloren hätten.

In der Karlskirche in Kassel werden Einzelpräsentationen der indischen Künstlerin Shilpa Gupta und des Berliner Künstlers Thomas Kilpper zu sehen sein.

Dazu werde es ein umfassendes Begleitprogramm mit Vorträgen, Konzerten, Führungen, Schülerprojekten und einer Gottesdienstreihe geben, heißt es weiter.

Bischof Hein: «Ich freue mich auf einen anregenden Dialog!»

Bischof Prof. Dr. Martin Hein zeigt sich erfreut, dass der Brückenschlag zur Weltausstellung der Reformation in Wittenberg gelinge, zwischen einem Gefängnis als Ort der Begrenzung und einer Kirche, die für diejenigen, die sie bauten, ein Ort und Symbol der Freiheit war. Hugenottische Flüchtlinge, die in Kassel eine neue Heimat fanden, hätten den Grund für diesen Ort der Begegnung gelegt. Er sei bis heute der Ort in Kassel, an dem internationale Gottesdienste stattfänden und zugleich ein bekannter Ausstellungsort für zeitgenössische Kunstprojekte. Die Künstlerin, die in Kassel präsentiert werde, arbeite mit der Kraft und Bedeutung des Wortes in unserer Zeit.

Der Bischof betont: «Dies ist eine Grundfrage, der wir uns als Kirche täglich stellen müssen: Welche Bedeutung hat das Wort, von dem wir sagen, dass es das Wort Gottes ist, in unserer Zeit. Wie erreichen wir die Menschen heute?» Er denke dabei besonders an die multimediale Gesellschaft und an die Gruppierungen und Parteien, die sich aus jedwedem kritischen Diskurs zu verabschieden scheinen, erläuterte Hein. Der Bischof äußerte die Hoffnung, dass es der Kunst gelingen könne, Menschen neue Zugänge zu den Fragen der Zeit zu eröffnen: «Ich freue mich daher auf einen anregenden Dialog», so Hein.


Kurator Smerling: «Shilpa Gupta und Thomas Kilpper stehen für eine Auseinandersetzung mit Wort und Tat!»

Der Kurator der Ausstellung, Dr. h.c. Walter Smerling, erklärte bei seinem Überblick über den Stand der Vorbereitungen, dass die Künstlerinnen und Künstler  derzeit intensiv an ihren künstlerischen Positionen arbeiten würden. In Kassel präsentiere die Inderin Shilpa Gupta eine Klangskulptur, die aus unzähligen Mikrofonen bestehe. Aus diesen Mikrofonen ertöne in einer Endlosschleife ein meditativer Text. Die zentrale Anordnung der Installation im Oktagon der Karlskirche unterstreiche die Spiritualität des Raumes, so Smerling. Als weiterer Künstler werde der Berliner Thomas Kilpper die aktuelle Flüchtlingsfrage aufgreifen und in einer Collage bearbeiten. So stehe die Auseinandersetzung mit dem Wort und damit der inneren Haltung dem Appell zum konkreten Handeln in den Herausforderungen der Zeit gegenüber, so der Kurator.


Ministerialdirigent Meyer-Scholten: «Wir ermuntern alle Schulen, sich mit der Ausstellung zu befassen!»

Ministerialdirigent Jörg Meyer-Scholten vom Hessischen Kultusministerium erläutert, dass das Land Hessen sich gern an den kirchlichen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum beteilige. Schließlich sei Hessen ein Kernland der Reformation. Infolge der Reformation seien viele Impulse von Hessen ausgegangen, Meyer-Scholten. Für das Kultusministerium seien dabei besonders die Aspekte der Bildungsentwicklung von herausgehobener Bedeutung. Mit Blick auf das kirchliche Kunstprojekt betonte Meyer-Scholten: «Kunst ist ein wichtiges Instrument der Bildungsentwicklung. Wir ermuntern alle Schulen, sich mit der documenta und dem Projekt 'Luther und die Avantgarde' zu befassen.»


Pfarrerin Böhle: «Die Gemeinde der Karlskirche freut sich, Gastgeberin zu sein!»

Pfarrerin Inge Böhle von der Karlskirche Kassel hob hervor, dass die Karlskirche als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst mittlerweile Tradition habe. Als relativ schmucklose Kirche mit einem hohen, fast runden Innenraum sei sie gut für Ausstellungen geeignet. Die in ihr beheimatete Gemeinde sei inzwischen damit vertraut, dass sich der Gottesdienstraum bisweilen zum Ausstellungsort verwandele, und sie entdecke dabei immer wieder neue Seiten und Wirkungen der Karlskirche. Pfarrerin Böhle zeigte sich davon überzeugt: «Durch die künstlerischen Interventionen entsteht eine Art Zwiesprache zwischen Kunst und Raum, Kunst und Mensch, Kunst und Glauben. Der Gottesdienst wird atmosphärisch und inhaltlich erweitert.»


Stichwort: Kunstausstellung «Luther und die Avantgarde»

Kuratorin der Ausstellung in Kassel ist Susanne Kleine (Bundeskunsthalle Bonn). Realisiert wird die Ausstellung mit einem internationalen kuratorischen Team, bestehend aus Kay Heymer (Leiter für Moderne Kunst, Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf), Dimitri Ozerkov (Leiter für Moderne Kunst, State Hermitage Museum, St. Petersburg), Walter Smerling (Direktor MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg), Peter Weibel (Direktor Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe), Dan Xu (Kunsthistorikerin, Stiftung für Kunst und Kultur e.V). «Luther und die Avantgarde» ist Teil der mehrteiligen «Weltausstellung Reformation – Tore der Freiheit», die vom Reformationsjubiläum 2017 e.V. in den Wallanlagen um die Altstadt von Wittenberg vom 20. Mai bis 10. September 2017 realisiert wird. (14.10.2016)

Linktipp:

Weitere Informationen zu den Ausstellungsorten in Wittenberg und Berlin finden Sie unter:

luther-avantgarde.de

Linktipp:

Informationen zur Kasseler Karlskirche finden Sie unter:

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