Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Feb 2015

Gießen (medio). Am Sonntag (22.2.) haben die evangelischen Kirchen in Hessen ihre Spendenaktion «Hoffnung für Osteuropa» erstmals gemeinsam eröffnet. Geleitet wurde der Gottesdienst in der Gießener Petruskirche vom Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, und dem Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, von der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau. Die Hilfsaktion, die in diesem Jahr unter dem Motto «Zeichen setzen für ein gerechtes Europa» steht, soll besonders auf die  Situation in den östlichen Nachbarländern aufmerksam machen, teilten beide Landeskirchen mit.

 

Bischof Hein: «Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit kennen keine Grenzen»

Im Eröffnungsgottesdienst in der Gießener Petruskirche verwies Bischof Hein auf die bedrückende Situation in Osteuropa und verwies auf den «mit unvorstellbarer Härte» geführten Krieg in der Ukraine und die zunehmende Armut in Ländern, wie Weißrussland. Hein rief dazu auf, angesichts dieser ernüchternden Entwicklungen «einen langen Atem zu behalten» und auf die Hilfe Gottes in einer «zerrissenen Welt» zu vertrauen. Solange die Hoffnung unter den Menschen lebe, gebe es auch «Hoffnung auf Frieden für alle Menschen». Hein gestand ein, dass ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs viele Erwartungen und Träume im Osten Europas «einer harten Realität» gewichen seien. Angesichts der gegenwärtigen russischen Politik stünden zudem «Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Gefahr». Umso wichtiger sind nach Ansicht des Bischofs wichtige Signale, wie die Hilfsaktion «Hoffnung für Osteuropa».

Impressionen aus dem Gottesdienst:

(Fotos: medio.tv/ Balzer)

Im Anschluss an den Gottesdienst konnten Interessierte eine Ausstellung mit konkreten Hilfsprojekten aus Weißrussland, Rumänien und Bulgarien besichtigen. Außerdem informierten Hilfsinitiativen, wie das «Gustav-Adolf-Werk», der «Evangelische Bund» und der «Martin-Luther-Bund» über ihre Arbeit. Die Organisationen unterstützen insbesondere evangelische Gemeinden in Osteuropa und Zentralasien und fördern das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen der Kulturen, heißt es weiter.

Impressionen aus der Ausstellung:

(Fotos: medio.tv/ Balzer)

Projektvorstellung: «Hoffnung für Osteuropa» unterstützt Kindererholung für Familien aus Tschernobyl

In Weißrussland und der Ukraine leben mehr als dreieinhalb Millionen Menschen in radioaktiv verseuchten Gebieten. Auslöser dafür war die Atomreaktorkatastrophe in Tschernobyl im Norden der Ukraine im Jahr 1986. Seit dem ist gerade bei Kindern der Gesundheitszustand labil. Sie leiden oft unter Krebserkrankungen und meist ist das gesamte Immunsystem und der Knochenbau beeinträchtigt. Gesunde Ernährung und strahlenarme Umgebung führen bei den betroffenen Kindern zu nachweislich gesundheitlichen Verbesserungen.

Deshalb haben es sich seit 1990 hessische Kirchengemeinden, Vereine und Initiativgruppen zur Aufgaben gemacht, Kinder aus der Tschernobyl-Region einzuladen. Die Kinder, die in begleiteten Gruppen nach Hessen kommen, wohnen für zwei bis drei Wochen bei Gastfamilien oder in Erholungseinrichtungen und werden medizinisch betreut. Dabei verbessert sich durch die gesunde Ernährung und die strahlenarme Umgebung nachweislich der Gesundheitszustand. Die Kinder werden bei den Besuchen altersgemäß begleitet und begegnen auch deutschen Jugendlichen. So sind bereits viele Freundschaften über Grenzen hinweg entstanden.

Erholungsprogramme mit vergleichbarer Wirkung werden - ebenfalls unterstützt durch die Hilfsaktion - inzwischen auch in dem Kinderzentrum «Nadeshda» in der Nähe von Minsk in Weißrussland angeboten. Das Zentrum, das sich ca. 500 km nördlich von Tschernobyl befindet, wurde 1994 gemeinsam von Weißrussen und Deutschen aufgebaut.

Impressionen aus dem Kinderzentrum «Nadeshda»

(Fotos: Kinderzentrum «Nadeshda»)

Weitere Projekte in Rumänien, Weißrussland und Bulgarien

Weiterhin unterstützt die Hilfsaktion ein Projekt in Rumänien, das rumänischen Jugendlichen fünfmonatige Kurse in klassischen Handwerksberufen ermöglicht. Dazu gehören u.a. die Berufe des Maurers, Zimmermanns, Dachdeckers und Klempners. Die Ausbildung erfolgt durch deutsche Handwerksmeister im Ruhestand. In Minsk in Weißrussland unterstützt ein Programm ehemalige Opfer des Naziterrors und des stalinistischen Regimes. Sie erhalten Unterstützung beim Einkauf, bei kleineren Reparaturen und bei Behördengängen. Durch ein Pflegefamilien-Netzwerk in Sofia in Bulgarien werden Kinder, die in Heimen oder auf der Straße leben, in Pflegefamilien integriert und erhalten so eine echt Entwicklungschance.

Stichwort: «Hoffnung für Osteuropa»

Die Aktion «Hoffnung für Osteuropa» wurde 1994 von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ins Leben gerufen. Gefördert werden soziale Projekte im Gesundheitswesen, der Gewaltprävention, der Erziehung und Ausbildung in Mittel-, Südost- und Osteuropa. Bisher erfolgten die landeskirchlichen Eröffnungsveranstaltungen auf dem jeweiligen Kirchengebiet. Künftig soll die Aktion abwechselnd in einer der beiden hessischen Kirchen eröffnet werden. (23.02.2015)

 

Download:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Hein im Eröffnungsgottesdienst im Wortlaut:

PDF-Dokument

Internetradio:

Hören Sie hier einen Radiobeitrag zum Projekt «Nadeshda» von medio!-Reporter Torsten Scheuermann:

Mehr Informationen zum Projekt «Nadeshda» erhalten Sie im Internet unter:

freunde-nadeshda.de/

Hinweis:

Spendenkonto EKKW
Bank: Evangelische Bank
IBAN: DE33 520 604 10 000 000 3000
Verwendungszweck: 3120000000 HfO