Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Nov 2015

Elbenberg (medio/Olaf Dellit). Es klang fast ein bisschen wie die Bundeskanzlerin, als Naumburgs Bürgermeister Stefan Hable am Donnerstagabend sagte: «Ich glaube, dass wir das in Elbenberg zusammen schaffen.» Hable setzte damit den Schlusspunkt einer Bürgerversammlung zu den Plänen, im Dorf ab Mitte Dezember jugendliche Flüchtlinge unterzubringen.

Mehr als 200 Elbenberger waren in das Dorfgemeinschaftshaus gekommen, um sich zu informieren. Geplant ist, im Evangelischen Freizeitheim zunächst neun  junge Flüchtlinge unterzubringen. Später könnte das noch auf bis zu zwei Gruppen  à zwölf Personen ausgeweitet werden, also maximal 24 Kinder und Jugendliche. Organisiert wird die Betreuung und Unterbringung vom Waldeckschen Diakonissenhaus Sophienheim (Bad Arolsen) im Auftrag der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Sophienheim-Verwaltungsleiter Wilfried Höhle machte deutlich, dass das Diakonissenhaus bereits Erfahrung mit unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden hat. Nach Elbenberg sollten Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren kommen, die rund um die Uhr von zunächst fünf Erziehern und Sozialpädagogen betreut werden. Für  die jungen Menschen sei ein fester Tagesablauf vorgesehen, sie bekämen regelmäßig Deutschunterricht und sollten auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden.

Sabine Scherer, Jugendamtsleiterin des Landkreises Kassel, beantwortete in der Versammlung viele interessierte Fragen der Elbenberger zu den Flüchtlingen. Demnach würden wahrscheinlich Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Eritrea kommen, dabei vor allem Jungen. Fest stehe das aber noch nicht. Sie hätten in aller Regel eine lange Flucht – im Durchschnitt von zwei Jahren – hinter sich, das gelte es in der pädagogischen  Arbeit zu beachten. Junge unbegleitete Flüchtlinge seien ihrer Erfahrung nach meist «sehr leistungswillig und anstrengungsbereit».  Sie hoffe, dass sie in Elbenberg eine neue Heimat finden könnten. Die jungen Leute könnten bis zur Volljährigkeit nicht abgeschoben werden, erst danach beginne ein Asylverfahren.

Scherer freute sich besonders über die Publikumsfrage: «Was kann jeder einzelne für die Integration tun?» Nett, freundlich, höflich sein und den neuen Einwohnern mit Respekt begegnen, war ihre Antwort. Integration gelinge am ehesten über Vereine. «Die spielen Fußball wie die jungen Götter», sagte Scherer. Auch Wilfried Höhle appellierte an die Elbenberger, die jungen Flüchtlinge «anzunehmen und aufzunehmen». Ortsvorsteher Uwe Förster zeigte sich sicher, das Dorf werde die Flüchtlinge unterstützen und kündigte eine Gesprächsrunde mit den Vereinsvorsitzenden an.

Oberlandeskirchenrat Horst Rühl prophezeite, das Dorf werde profitieren: «Elbenberg gewinnt.» Dass das die Elbenberger offenbar ähnlich sehen, signalisierte der Applaus nach Bürgermeister Hables Schlusswort. (27.11.15)