Darstellung der Hildegard von Bingen als Bronzeskulptur von Karlheinz Oswald vor Kloster Eibingen in einem Garten mit roten Rose und Bäumen, in der Ferne die Rochuskapelle von Bingen. (Foto: Wikipedia/Gerda Arendt)

Darstellung der Hildegard von Bingen als Bronzeskulptur von Karlheinz Oswald vor Kloster Eibingen in einem Garten mit roten Rose und Bäumen, in der Ferne die Rochuskapelle von Bingen. (Foto: Wikipedia/Gerda Arendt)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Feb 2022

«Körperlich und geistig rein» zu werden, das verspricht die Fastenmethode der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen. Dies und die Aussicht, ein paar Kilo abzunehmen, verlockten Stephanie Eichler im vergangenen Jahr, einen solchen Fastenkurs zu besuchen und die Technik der Ordensschwester auszuprobieren. Ihre Erfahrungen mit der Behandlungsweise aus dem 12. Jahrhundert waren positiv. In dem von der Tübinger Ärztin Lydia Reutter geleiteten insgesamt zwei Wochen dauernden Kurs erfuhr Stephanie zunächst, dass Fasten nicht bedeutet, vollständig aufs Essen zu verzichten: «Gott sei Dank», sagt sie und lacht.

An den ersten und an den letzten drei Tagen stand zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen jeweils gekochter Dinkel auf dem Speiseplan. «Die Tage vier bis neun waren die eigentlichen harten Fastentage», erinnert sich die 34-Jährige. Zum Frühstück und Abendessen habe es lediglich Fencheltee gegeben, mittags eine Gemüsesuppe.

Zum Fastenkurs gehörten außerdem morgendliche Einläufe, mehrere Ruhephasen pro Tag und häufiges Meditieren. Beim Fasten ging es Hildegard von Bingen (um 1098 bis 1179) nicht ausschließlich um das Entgiften des Körpers und den Abbau überflüssiger Pfunde. Sie hielt das Fasten für besonders wertvoll, weil es dem Menschen den Kontakt zu seiner Seele erleichtere.

Durch das Fasten richte sich die Konzentration automatisch nach innen und erleichtere dem Menschen die innere Einkehr und Besinnung und biete ihm somit auch eine Chance zur Wandlung und Neuorientierung, heißt es in ihren Büchern. «Meine Wohnung verließ ich nur, um zum Kurs zu gehen», sagt Stephanie Eichler und erklärt, sie habe die Tage «im Dämmerzustand» sehr genossen. Vor allem das Meditieren habe ihr gefallen. Und auch das Ergebnis des 14-tägigen Kurses: Wie die meisten anderen Teilnehmer habe sie eine pickelfreie Haut bekommen, «samtweich und rosig». Die meisten hätten sich auch körperlich fit gefühlt. «Bei mir aber bedeutet die körperliche und geistige Reinigung in erster Linie Erschöpfung.»

Auch in diesem Jahr wird Stephanie Eichler in der Fastenzeit wieder jede Menge Fencheltee trinken. Dieses Jahr aber ist nicht der Fastenkurs nach Hildegard von Bingen der Grund, sondern Mikael, ihr Sohn: Fencheltee wirke nämlich milchbildend, erklärt die junge Mutter.

(Text: Angelika Hensolt, epd)

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (* 1098 in Bermersheim vor der Höhe (Ort der Taufkirche) oder in Niederhosenbach (damaliger Wohnsitz des Vaters Hildebrecht von Hosenbach); + 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein) war Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte. In der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Daneben wird auch in der anglikanischen, der alt-katholischen und der evangelischen Kirche mit Gedenktagen an sie erinnert. Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigertätigkeit. (Hintergrundtext aus https://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_von_Bingen)