Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Jan 2016

Kassel (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, hat am 11. Januar, begleitet von Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, die Erstunterbringungseinrichtung für Flüchtlinge in Hessisch Lichtenau besucht. Die Unterkunft wird derzeit von 198 Flüchtlingen bewohnt und wird perspektivisch für eine Unterbringung von bis zu 1200 Flüchtlingen ausgebaut.

 

Konsequenzen aus den Übergriffen in der Silvesternacht

 

Die Frage nach Konsequenzen aus den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten stand im Mittelpunkt des Gesprächs, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit. «Ich warne vor Vorverurteilungen, solange die Hintergründe der üblen Übergriffe in Köln nicht eindeutig geklärt sind,» sagte Hein. «In den derzeitigen Deutungen mischen sich kulturelle und religiöse Fragen mit Fakten der Beschaffungskriminalität und Mutmaßungen über abgestimmte Vorgänge in mehreren Großstädten. Übergriffe gegen Frauen und weitere kriminelle Handlungen sind auf das Schärfste zu verurteilen, und es gilt, die Täter konsequent zur Rechenschaft zu ziehen. Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft und Religion unter einen Generalverdacht zu stellen, spielt dagegen denen in die Hände, die in diesen Tagen rassistische Parolen vertreten.»

 

Soziale Bedingungen des Lebens in der Erstaufnahme

 

Weiterhin wurden die sozialen Bedingungen des Lebens in der Erstaufnahme in den Blick genommen. Die Mitarbeiter erläuterten, dass derzeit vorwiegend Familien in der Unterkunft lebten, und dass diese ein hohes Interesse an einem friedlichen Miteinander hätten. Konflikte seien oftmals durch Missverständnisse verursacht. Doch mit der Unterstützung von Dolmetschern seien diese gut zu lösen. Der Bischof lobte das Engagement der Mitarbeiter des Regierungspräsidiums: «Es ist beeindruckend und vorbildlich, mit welchem Einfühlungsvermögen und welcher Einsatzbereitschaft diese Mitarbeiter, die sonst in der Verwaltung tätig sind, das Leben in der Erstaufnahme gestalten.»

 

Religion und Sexualität dürfen nicht tabuisiert werden

Bei einem Rundgang zeigte sich, dass erste Schritte zur Integration bereits vor Ort geleistet werden. Es werden beispielsweise Sprachkurse und eine Kinderbetreuung angeboten. Auch gibt es bald Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung. Über religiöse Angebote im unmittelbaren Umfeld der Einrichtung soll künftig in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde und den islamischen Gruppierungen stärker informiert werden. «Zwei wichtige Aspekte des menschlichen Lebens, die nicht verdrängt werden sollten, sind Religion und Sexualität. Werden diese nicht in den Blick genommen und wird ihnen kein Raum gegeben, so kann dies zu schwelenden Konflikten führen,» gab der Bischof zu bedenken. (12.01.2016)

Impressionen aus der Einrichtung: