Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Apr 2010

Hofgeismar (epd). Mindestens 407 hessische Christen jüdischer Herkunft sind Opfer des Holocausts geworden. Dies ist ein Ergebnis eines 2007 begonnenen Forschungsprojekts der beiden evangelischen Kirchen in Hessen, das am vergangenen Wochenende in der Evangelischen Akademie Hofgeismar vorgestellt wurde. Insgesamt hätten 1939 rund 2.000 Judenchristen in Hessen gelebt, die meisten davon in Frankfurt, erläuterte Projektmitarbeiter Hartmut Schmidt. Manche hätten sich bereits zuvor aus Verzweiflung das Leben genommen. «Viele mussten einsehen, dass sie von ihrer Kirche, der sie angehörten, nicht viel zu erwarten hatten», sagte Schmidt.

Projektmitarbeiter Jörn Klinge hob hervor, dass es keinen organisierten Widerstand der Kirchen gegen die Verfolgung der Christen jüdischer Herkunft gegeben habe. In Nordhessen habe er aus Archiven und der Literatur genau 247 Personen dieser Gruppe namentlich bestimmen können. Nur die wenigsten derjenigen, die überlebten, hätten in der Nachkriegszeit einen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt. «Das Überleben in der Nazizeit war ihnen Wiedergutmachung genug», sagte Klinge. Viele Schicksale seien auch weiterhin unbekannt.

Die hessen-nassauische Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle, sowie der kurhessische Beauftragte für den jüdisch-christlichen Dialog, Pfarrer Heinz Daume, regten eine Publikation der Ergebnisse sowie eine Wanderausstellung an. Daume schlug ferner vor, auch Gottesdienste zum Thema zu gestalten. (27.04.2010)