Neun Menschen wurden aus rassistischen Motiven am 19. Februar 2020 ermordet. Viele der Opfer waren im Jugendzentrum JUZ k.town in Hanau-Kesselstadt regelmäßig zu Gast. Das JUZ ist damit auch zu einem Ort geworden, an dem Trauer verarbeitet aber auch Gemei
Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 11 Feb 2022

Hanau (medio). Am 19. Februar 2020 ereignete sich in Hanau ein rechtsextremer Terrorakt. Neun Menschen wurden aus rassistischen Motiven ermordet. Zwei Jahre nach den Taten wird am kommenden Wochenende der Opfer besonders gedacht. Untrennbar ist das Jugendzentrum JUZ k.town in Hanau-Kesselstadt mit den rassistischen Anschlägen verbunden - viele der Opfer waren dort regelmäßig zu Gast.

Die Anschläge haben die Jugendlichen hart getroffen. In den Opfern haben sie Freunde und teilweise auch Geschwister verloren. Das JUZ ist ein Ort, um Trauer zu verarbeiten aber auch Gemeinschaft zu erleben. Dabei werden die jungen Menschen von Sozialpädaginnen und -pädagogen unterstützt, die versuchen, ihnen in allen Lebenslagen zur Seite zu stehen. Das JUZ k.town ist seit 1980 in Trägerschaft der evangelischen Kirche und wird gemeinsam mit der Stadt Hanau betrieben. Bis zu 80 Kinder und Jugendliche kommen täglich. Es gibt Billardtische, Spiele, mehrere PC-Arbeitsplätze, eine große Küche und einen Fitnessraum. Mit täglichen Boxtrainings wird Gewaltprävention großgeschrieben. Aber auch Hausaufgabenhilfe und viele weitere Angebote werden im Jugendzentrum möglich gemacht.

Bischöfin Hofmann: Erinnerungen und Emotionen einen Ort geben

«Diese Tat hat Wunden gerissen und unser Land und unser Zusammenleben verändert», sagt die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann. Die Landeskirche will Erinnerungen und Emotionen einen Ort geben – und sie will aktiv zur Überwindung von Gewalt und Rassismus beitragen. «Im Rahmen unserer Mitarbeit in der Initiative ‚Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung‘ haben wir Gemeinden ermutigt, den Jahrestag zu gestalten und dafür Materialien entwickelt», erläutert die Bischöfin. So werden auch in Gottesdiensten die Themen Rechtsextremismus und Rassismus aufgegriffen.

Nicht nur am Jahrestag soll der Blick auf Ausgrenzung und Hass gelenkt werden: «Wir erleben in diesen Tagen auch, wie sich rechtsextremes Gedankengut und Protest gegen Corona-Maßnahmen vermischen und wie für manche Menschen hier Grenzen verschwimmen. Darum hat das Engagement für Vielfalt und gegen rechtsextreme Positionen hohe Aktualität», unterstreicht Bischöfin Hofmann.

Digitale Podiumsdiskussion am Vorabend

Am 18. Februar, am Vorabend des Gedenktags, fand eine digitale Podiumsdiskussion statt. Daran nahmen neben Bischöfin Dr. Hofmann Ali Yildirim von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar und Antje Heigl vom Jugendzentrum k.town in Hanau-Kesselstadt teil. In der Diskussion ging es um noch offene Fragen: Wie können sich die Kirchen an der kritischen Aufarbeitung des Anschlags beteiligen? Wie kann Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen aussehen? Wie kann die Selbstreflektion über Rassismus im kirchlichen Raum gestärkt werden? 

Materialien und Arbeitshilfen

Zum Jahrestag rücken verstärkt Fragen in den Mittelpunkt: Wie kann man der Opfer gedenken? Wie kann man gegen Rechtsextremismus und (Alltags-)Rassismus kämpfen? Wie kann man die Demokratie stärken und für demokratische Werte werben? Vor einem Jahr ist die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck der Initiative «Offen für Vielfalt - Geschlossen gegen Ausgrenzung» beigetreten. Im Themenschwerpunkt «Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung» informieren wir rund um das Engagement der Landeskirche im Rahmen der Kampagne informiert. Interessierte finden darüber hinaus Material und Hilfestellungen zum Thema Vielfalt. Ganz neu gibt es einen Gottesdienstentwurf mit Liturgie und Predigt für Sonntag, den 20. Februar, außerdem auch einen Gottesdienstentwurf der Arbeitsstelle Gottesdienst mit Kindern und Familien und eine Einheit für die analoge oder digitale Konfi-Arbeit

Veranstaltungen und Fortbildungsangebote

15. Februar 2022, 17.00-18.30 Uhr (online, für Jugendliche 16-22 Jahre)
Antisemitismus
Antisemitismus ist ein altes Phänomen und scheint unausrottbar. Woher kommt er? Wie hat er sich historisch gezeigt und wie äußert sich der moderne – manchmal offene und manchmal versteckte Antisemitismus? Wie begegnen wir Antisemitismus und was können wir entschieden dagegen tun?
Mehr Informationen unter evjugend.de
Kooperation: Evangelische Akademie Hofgeismar, Referat Kinder und Jugendarbeit
Nachfragen und Anmeldung an: Dino Nolte, Referat Kinder- und Jugendarbeit, Fon: 0561/9378-355, Dietrich.Nolte@ekkw.de

18. Februar 2022, 16-18 Uhr (online)
Hanau erinnern: Kirchliche Akteur*innen im Einsatz gegen Rassismus und Rechtsextremismus
Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau, am 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen ermordet wurden, sind noch immer zahlreiche Fragen offen, auch zum Umgang mit den Betroffenen.
Impulsvortrag, Podiumsdiskussion und vertiefende Austauschrunden mit Dr. Beate Hofmann (Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck), Ali Yildirim (Bildungsinitiative Ferhat Unvar), Antje Heigl (Evangelisches Jugendzentrum k.town, Hanau-Kesselstadt) u.a.: Wie können sich die Kirchen an der kritischen Aufarbeitung des Anschlags beteiligen? 
Kooperation: Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, u.a.
Mehr Informationen unter bagkr.de
Anmeldung bis 16. Februar 2022
Nachfragen an: Matthias Blöser, Zentrum gesellschaftliche Verantwortung, Fon: 06131/28744-60, Mail: m.bloeser@zgv.info

19. Februar 2022, 9 - 18 Uhr (Hanau, verschiedene Orte)
Gedenkaktion Klage und Hoffnung für Hanau 
Der Evangelische Kirchenkreis Hanau und der Muslimische Arbeitskreis Hanau (MAH) laden alle Bürger und Bürgerinnen zu einer gemeinsamen öffentlichen Gedenkaktion an den 19. Februar vor zwei Jahren ein. Die Religionsgemeinschaften möchten Raum für schwere Gefühle geben, aber auch Hoffnung für Hanau teilen. Dazu können am 19. Februar 2022 Klagen und Hoffnungen aufgeschrieben werden. An zwei Standorten in der Nähe der Tatorte stehen Vertreterinnen und Vertreter mit Stellwänden, Stiften und Karten zu folgenden Zeiten bereit:  
9 bis 13 Uhr: Marktplatz, Hanauer Innenstadt 
15 bis 18 Uhr: Kurt-Schumacher-Platz, Kesselstadt 
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter kirchenkreis-hanau.de/(...)

6.-8. Mai 2022 (Kassel)
Rassismus – das hartnäckige Erbe der Kolonialzeit 
Zwar gilt die deutsche Kolonialherrschaft offiziell als beendet, jedoch wirken kolonialrassistische Menschen- und Weltbilder auch unter postkolonialen und postmigrantischen Bedingungen in unserer Gesellschaft fort. Das Seminar bietet u.a. die Möglichkeit, sich mit rassistischen und (post)kolonialen Handlungspraxen aus macht- und herrschaftskritischer Perspektive auseinanderzusetzen.
Mehr Informationen und Anmeldung unter gewaltfreihandeln.org
Anmeldeschluss 20. März 2022
Nachfragen an: Dr. Ljubinka Petrovic-Ziemer, gewaltfrei handeln e.V., Fon: 05694/8033

21.-25. März 2022
Bildungsurlaub «Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung»
Die Evangelische Akademie Hofgeismar bietet einen vertieften Einstieg in das Feld der rassismuskritischen Bildung.
In Form von erfahrungsbasiertem Lernen wird Wissen über Alltagsrassismus vermittelt, welches hilft Rassismus zu erkennen, sich seiner eigenen Rolle gewahr zu werden und Handlungsstrategien zu entwickeln. 
Die Veranstaltung ist gemäß §11 Abs. 1 i.V.  m. §12 HBUG als Bildungsurlaub in Hessen anerkannt.
Mehr Informationen unter akademie-hofgeismar.de
Anmeldung bis 13. Februar 2022
Nachfragen an: Christina Schnepel, Akademie Hofgeismar, Fon: 05671/881-121, Mail: christina.schnepel@ekkw.de

24.-25. März 2022 (online)
«Respektvoll miteinander umgehen – Umgang mit Konflikten»
Konzept für Kinder im Grundschulalter. Ein Beitrag zu «Offen für Vielfalt».
Konflikte gehören zum Kindsein dazu. Und Konflikte sind auch nichts «Schlechtes» – vorausgesetzt, wir können angemessen mit ihnen umgehen. Dies gelingt oft nicht einmal den Erwachsenen. Wie wäre es, dies schon mit Kindern einzuüben? In zwei Online-Modulen wird es eine «Mini-Schulung» in Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg geben.
Informationen im Anhang. Anmeldung bis 14. März 2022
Nachfragen an: Kerstin Schröder, Arbeitsstelle Kirche mit Kindern und Familien, Mail: Kindergottesdienst.Arbeitsstelle@ekkw.de

5. April 2022, 10-16.30 (Bad Hersfeld oder digital)
United against Racism! - Fachtag zum Umgang mit Alltagsrassismus und rechten Positionen in Jugendarbeit und Schule
Der Umgang mit rechtpopulistischen Weltbildern braucht klare Positionierungen. Wie kann ich als Pädagog*in eine Haltung entwickeln, die Grenzen aufzeigt, dabei eigene Grenzen wahrnimmt und trotzdem zum Um-Denken einlädt?
Inhalte: Sensibilisierung für Alltagsrassismus, Umgang mit rassistischen/rechten Positionen mit der eigenen Zielgruppe, Entwicklung von Handlungsstrategien.
Informationen unter evjugend.de.
Anmeldung bis zum 19. März 2022 unter seminareonlinebuchen.de
Kooperation: Referat Kinder- und Jugendarbeit, Evangelische Akademie Hofgeismar
Nachfragen an: Dino Nolte, Referat Kinder- und Jugendarbeit, Fon: 0561/9378-355, Dietrich.Nolte@ekkw.de

23.-24. Juli 2022, Hofgeismar
Weiterbildung in 5 Modulen zu Anti-Bias-Multiplikator*innen
Ziel des Anti-Bias-Ansatzes ist ein vorurteilsbewusster Umgang mit Vielfalt, um aktiv Diskriminierung entgegen zu wirken. Die Weiterbildung qualifiziert für Beruf und Alltag. Der Ansatz stammt aus der interkulturellen und Diversity-Arbeit und nimmt sowohl die individuelle als auch institutionelle und gesellschaftliche Ebenen in den Blick. Die Teilnehmenden erarbeiten ein Anti-Bias-Projekt. Die Module der Weiterbildung bauen inhaltlich aufeinander auf und können nicht einzeln gebucht werden.
(Module: 14.-15.10.2022 / 2.-3.12.2022 / 20.-21.1.2023 / 10.-11.3.2023 in Hofgeismar und Spangenberg).
[Download Flyer]
Nachfragen an: Sabine Schött, Referat Erwachsenenbildung, Fon: 06181/99126-78, Mail: Sabine.Schoett@ekkw.de

(15.02.2022)