In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten Einrichtungen und Eigentum jüdischer Bürger. Unser Foto zeigt die zerstörte Synagoge in Eschwege. (Foto: Stadtarchiv Eschwege, Foto: Fotoateliers Tellgmann)

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten Einrichtungen und Eigentum jüdischer Bürger. Unser Foto zeigt die zerstörte Synagoge in Eschwege. (Foto: Stadtarchiv Eschwege, Foto: Fotoateliers Tellgmann)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Nov 2021

Kassel/Bad Hersfeld/Marburg/Hanau (medio) Im November 1938 kam es im damaligen Deutschen Reich und im besetzten Österreich zu Überfällen auf Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Mehrere tausend Juden wurden während der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November verhaftet, Hunderte kamen ums Leben. Viele jüdische Geschäfte in Deutschland wurden von den Nationalsozialisten zerstört, jüdische Friedhöfe geschändet. Viele Synagogen brannten aus oder wurden verwüstet.

Zum 83. Jahrestag dieser Ereignisse erinnern viele christliche Kirchengemeinden und jüdische Gemeinden mit Gottesdiensten und Gebeten an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte zu erinnern. Die ekkw.de-Onlineredaktion stellt ausgewählte Veranstaltungen vor:

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die Jüdische Gemeinde und der Magistrat der Universitätsstadt Marburg veranstalten am 9. November eine Besinnungsstunde. An der Synagogen-Gedenkstätte (Garten des Gedenkens) wird der jüdischen Bürgerinnen und Bürger gedacht werden, die Opfer nationalsozialistischer Gewalt wurden, teilt die Stadt Marburg mit. Die Gedenkenden versammeln sich vor Ort in der Universitätsstraße. Die Veranstaltung soll auch per Live-Stream af der Internetseite www.marburg.de/gedenken übertragen werden.

In Hanau laden Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck an das Mahnmal für die zerstörte Synagoge in der Nordstraße ein. Das ökumenische Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome findet als gemeinsame Veranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hanau, der Jüdischen Gemeinde Hanau, der Stadt Hanau sowie unter Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern der Karl-Rehbein-Schule am Mittwoch, 10. November, um 19 Uhr, statt.

In Bad Hersfeld hat der Arbeitskreis Christlicher Kirchen am 7. November um 16 Uhr zum Gedenken auf den Schillerplatz eingeladen und bei der Gedenkfeier an die Novemberpogrome 1938 in Kassel standen Portraits von Sara Nussbaum, Dr. Felix Blumenfeld und Lisel Lore Israel im Mittelpunkt. Alle drei wurden Opfer des Nationalsozialismus. Ihrer wurde am Sonntag im Bürgersaal des Kasseler Rathauses gedacht.

«Es waren Nachbarn, Kollegen und Schulfreunde – Menschen, die liebten, glaubten und hofften, die Träume hatten und Ideale. Und doch wurden sie gedemütigt, verfolgt, entrechtet, vertrieben, ihrer Zukunft beraubt, ermordet. Ihre dramatischen Schicksale dürfen nie vergessen werden», heißt es in einer Mitteilung des Evangelischen Stadtkirchenkreises Kassel. Der Kinderarzt Dr. Felix Blumenfeld war Gründer des Kinderkrankenhauses Park Schönfeld, Lisel Lore Israel war Schülerin der Malwida von Meysenbug-Schule (heute Heinrich-Schütz-Schule) und die Kasseler Ehrenbürgerin Sara Nussbaum war Rotkreuzschwester. 

Ebenfalls am 7. November rief die Osanna-Glocke der Martinskirche in der Nacht zum Friedensgebet. An der  Ökumenische Andacht in St. Martin um 22 Uhr war Professor Walter Sons beteiligt, der als dreizehnjähriger Junge die Ausschreitungen in der Großen Rosenstraße als Zeitzeuge miterlebte, heißt es weiter. Außerdem wirkten Pfarrer Dr. Willi Temme, Pastoralreferentin Beatrix Ahr, Giulia Glennon, Orgel und Mario Heilmann, Marimbaphon, mit.

 

 

 

Hintergrund: «Reichspogromnacht»

Vorwand für die schrecklichen Taten in der «Reichspogromnacht» war ein Attentat auf einen deutschen Botschaftsmitarbeiter in Paris am 7. November durch den 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan - doch waren die Pogrome schon von langer Hand in der Nazi-Hierarchie geplant. In einer Rede am 9. November 1938 hatte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels das Signal gegeben, gegen die Juden vorzugehen. In Kassel und anderen Orten in den Regionen Nordhessen und Magdeburg-Anhalt (heute Sachsen-Anhalt) hatte die Gewalt sogar schon am 7. November begonnen. (05.11.2021)

Linktipp:

Die Jüdische Gemeinde Hanau betreibt das Online-Angebot «Judentum digital», in dem für Interessierte eine digitale Gemeinde- und Synagogenführung bereitsteht, bei der die jüdische Religion sowie alltägliche Traditionen und Bräuche vor Ort beschrieben werden. Außerdem werden weitere religiöse, aktuelle und gesellschaftspolitische Aspekte des Judentums erklärt:

judentum-digital.de

Linktipp:

Weitere Informationen und Hintergründe zu den Ereignissen im November 1938 finden Sie in unserem ekkw.de-Themenschwerpunkt:

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