(Foto: medio.tv/Schauderna)

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Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Nov 2019

Kassel (medio).Viele Schulen sind geschlossen, das Brot ist knapp, es gibt kaum Arbeitsplätze und der Winter steht vor der Tür. So beschrieb Pfarrer Enno Haaks die Situation der evangelischen Christen im Bürgerkriegsland Syrien. Haaks ist Generalsekretär des Deutschen Gustav-Adolf-Werks (GAW) und kennt Syrien aus eigenen Besuchen und durch viele Kontakte mit Gemeindepfarrern im Nordosten des Landes. Haaks war Gastredner in der Mitgliederversammlung des GAW Kurhessen-Waldeck Anfang November. 

Syrien gehört zu den Gebieten, in denen das Christentum entstanden ist und in dem bis zu ihrer Zerstörung einige der ältesten Kirchen der Welt standen. Seit 2011 herrscht Bürgerkrieg. Die Situation sei schwer zu überschauen, sagte Haaks, denn nach wie vor kämen weiter Waffen und ausländische Kämpfer ins Land. Einstmals seien etwa zehn Prozent der Bevölkerung Christen gewesen, derzeit gehe man von fünf Prozent aus, wobei die Zahlen schwankten. 

Unter der Regierung Baschar al-Assads hätten die Christen eine wichtige Rolle gespielt und keine Nachteile zu fürchten gehabt. So würden sie auch heute für Assad stimmen oder für ihn beten. Sollte es zu einer islamistischen Regierung kommen, würde das für die Christen ein ungewisses Schicksal bedeuten. In Nord-Ost-Syrien gibt es drei christliche Gemeinden mit insgesamt 40.000 bis 50.000 Mitgliedern. 

Dem GAW sei es gelungen, gemeinsam mit Partnern Stromaggregate nach Syrien zu bringen. Damit werde 1.200 Kindern und Jugendlichen Schulunterricht ermöglicht. „Wer gebildet ist, greift nicht zu Waffen“, sagte der Generalsekretär. Viele Christen in Syrien dächten über eine Flucht nach, aber die, die blieben, brauchten dringend Hilfe. Gemeinsam mit der EKD unterstützt sie das GAW, unter anderem durch Geld für den Wiederaufbau von Kirchen in Aleppo und Homs sowie durch Lebensmittel- und Treibstoffspenden. Haaks wies auf den Sonntag Reminiszere (8. März 2020) hin, an dem die Kollekte für verfolgte und bedrängte Christen in Nahost gedacht ist. 

Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß wies in ihrer Andacht darauf hin, dass das GAW das älteste Hilfswerk der EKD ist; es sei ein altes Werk mit einer jungen Idee: Eintreten für Minderheiten. Pfarrerin Birgit Hamrich (Zentrum Oekumene) sagte in ihrem Grußwort, die Kirchen in Deutschland könnten sich möglicherweise in dieselbe Richtung entwickeln, hin zu einer Minderheit. 

Das kurhessische Gustav-Adolf-Werk legte fest, dass es 42.500 Euro für Projekte des Gesamtwerks zur Verfügung stellt. Außerdem fördert es Projekte in Bolivien, Estland, Georgien und Frankreich. Das Jahresprojekt 2020 der GAW-Frauenarbeit, ein Projekt in Rumänien, wird ebenfalls unterstützt. Die GAW-Konfigabe soll an Flüchtlingsschulen im Libanon fließen.

Die Mitgliederversammlung wurde von Pfarrer Thomas Dilger (stellvertretender Vorsitzender) moderiert und von Inge Rühl (Vorsitzende der Frauenarbeit) geleitet. Es wurde von zahlreichen neuen Mitgliedern berichtet. Die Versammlung bedauerte, dass es in Kurhessen-Waldeck keinen festen Kollektenplatz mehr für das GAW gebe. Dennoch werde das GAW seinem Motto treu bleiben und im September damit auch sein 175-jähriges Bestehen feiern: „Weltweit Gemeinden helfen“. (06.11.2019)

Linktipp:

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

gaw-kurhessen-waldeck.de