Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 18 Nov 2005

Kassel (epd). Die Geschäfte der Kasseler Innenstadt blieben am 1. Adventssonntag geschlossen. Einem Antrag der Kasseler City-Kaufleute auf eine Ausnahmegenehmigung zur Öffnung am 27. November habe man nach sorgfältiger Abwägung nicht stattgegeben, sagte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) in Kassel. Die Entscheidung sei nach einer Anhörung von Vertretern der Kaufleute, der beiden großen Kirchen sowie der Gewerkschaften getroffen worden.

Obwohl man auch für die Interessen und die Argumente der Kaufleute großes Verständnis habe, habe man den Schutz der Familie höher eingestuft, so Hilgen. Nicht zuletzt hätten auch Gespräche von Bürgermeister Thomas-Erik Junge (CDU) und ihm mit rund 30 kleineren, inhabergeführten Geschäften, die sich überwiegend gegen eine solche Öffnung ausgesprochen hätten, die Entscheidung beeinflusst.

«Der Advent ist nicht irgendein Sonntag», hob Hilgen die Bedeutung des Feiertages hervor. Zwar sei die Öffnung der Geschäfte am Sonntag im Gesetz vier Mal pro Jahr erlaubt und ausdrücklich nur im Dezember verboten, doch wolle man mit der Entscheidung den 1. Advent von der ohnehin hektischen und betriebsamen Vorweihnachtszeit freihalten und die Möglichkeit zu Ruhe und Einkehr geben.

Die Dekanin des Evangelischen Stadtkirchenkreises Kassel, Barbara Heinrich, zeigte sich über die Entscheidung der Stadt sehr erfreut. Man sei bereits seit drei Jahren im Gespräch mit Stadt und Kaufleuten über dieses Thema. Noch im Jahr 2003 habe die Stadt einen verkaufsoffenen 1. Advent im November genehmigt. Die jetzige Entscheidung sei ein «eindeutiges Signal», so Heinrich weiter. Die im Vorfeld der Entscheidung stattgefundenen Konsultationen seien von einer guten Gesprächskultur aller Beteiligten geprägt gewesen. Heinrich bestätigte auf Anfrage, dass sich im Vorfeld einzelne Citykaufleute bei Pfarrern gemeldet und ihren Unwillen über eine Öffnung der Geschäfte am 1. Advent kundgetan hätten.

Auch Dechant Harald Fischer von der katholischen Kirche bezeichnete die Entscheidung als eine «mutige und richtige Entscheidung, die dem Oberbürgermeister viel Kredit einbringen wird». Er habe zwar gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet, dass man sich gegen die Argumente der Wirtschaftsseite habe durchsetzen können. Auch er habe den Eindruck, dass vor allen Dingen die vielen kleinen Läden nicht an einer Öffnung am Adventssonntag interessiert gewesen seien. «Das ist ein Signal für unsere Stadt», so Fischer. (29.11.2005)