Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Okt 2007

Marburg (epd). Der Großmufti von Syrien, Scheich Ahmad Badr Al-Din Hassoun, lehnt Terrorismus im Namen des Islam ab. «Reichen Sie uns die Hand, damit wir dem Terrorismus Einhalt gebieten können», sagte er am Dienstagabend (23.10.) bei einem «Gespräch der Religionen» in Marburg. Moscheen, Synagogen und Kirchen, in denen Hass gepredigt werde, müssten geschlossen werden, forderte der oberste islamische Rechtsgelehrte der Arabischen Republik Syrien.

Hassoun bezeichnete das deutsche Volk als vorbildlich in Europa und der Welt: «Es hat uns gelehrt, wie wir Mauern niederreißen können.» Palästina und Israel rief er auf, zu einem einzigen Staat zusammenzufinden, in dem Christen, Juden und Muslime leben. An Israelis und Palästinenser richtete Hassoun die Frage: «Europa einigt sich, und Ihr bildet neue Grenzen?» Um die Probleme in Israel und im Irak zu lösen, müssten zuerst die Waffen schweigen. «Danach sind wir verpflichtet, an einem Tisch zu sitzen, und der Verstand wird sprechen.» Hassoun warnte: «Wenn weiter Krieg in unserer Region herrscht, wird die ganze Welt in Flammen aufgehen.»

Bischof Hein: Dialog der Religionen erfordert «klare Position des eigenen Herkommens»

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, forderte für den Dialog der Religionen zunächst eine «klare Position des eigenen Herkommens». Daraus folge ein «Verstehen der anderen», aus dem ein verständnisvolles Zusammenleben erwachsen könne. Der Ort, an dem das am besten gelingen könne, sei die Schule.

Die Religion muss nach den Worten von Hein in der Schule den «ihr angemessenen Raum» bekommen, was für Christen, Juden und Muslime gleichermaßen gelte. «Was wir für uns als Christen fordern, müssen wir auch den Vertretern der anderen Religionen zubilligen und dürfen das dann auch für uns fordern.» Ein Beispiel sei der vielerorts umstrittene Bau von Moscheen: «Wenn wir Christen einen Beitrag zu sachlichen Entscheidungen leisten, dann dürfen wir das gleiche Recht auch in der Türkei fordern», erklärte Hein.

Ahmad Hassoun, der 2002 auf Lebenszeit zum syrischen Großmufti gewählt wurde, verbrachte auf Einladung des Oberbürgermeisters vier Tage in Marburg. Hassoun gilt als liberaler Vertreter des Islam, der sich für ein friedliches Zusammenleben der Religionen einsetzt. (24.10.07)