Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 18 Mär 2009

Kassel (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hat einen Leitenden Bischof oder Erzbischof als Spitzenrepräsentant der evangelischen Christen in Deutschland ins Gespräch gebracht. «Das wäre ein großer Wurf, der nicht aus Tendenzen zur Katholisierung motiviert ist, sondern weil wir das in vielen ökumenischen Partnerkirchen erleben», sagte er gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Hein empfiehlt, für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Übertragbarkeit dieses Modells aus den nordischen Ländern und Partnerkirchen im Süden zu prüfen. Mehr als es bisher beim Ratsvorsitzenden der EKD der Fall sei, wäre der Leitende Bischof der Repräsentant der evangelischen Christenheit in Deutschland.

«Aufgrund der Präsenz der Bundespolitik in Berlin sollte dieser Leitende evangelische Bischof zugleich Berliner Bischof sein», schlug Hein weiter vor. Bisher stammen die EKD-Ratsvorsitzenden, die auf sechs Jahre gewählt werden, aus unterschiedlichen Landeskirchen.

Widerstände gegen dieses Modell sieht der kurhessische Bischof vor allem historisch motiviert, etwa durch die negativen Erfahrungen mit den Reichsbischof in der NS-Zeit. Zudem gebe es die Sorge vor zu starken Zentralisierungstendenzen im Protestantismus. Hein sagte, es verdiene Anerkennung, dass es durch den derzeitigen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber gelungen sei, in der Öffentlichkeit ein erkennbares Gesicht des Protestantismus zu präsentieren. Dies müsse auch strukturell unterfüttert werden.

«Wer das genannte Modell mit guten Argumenten nicht möchte, muss sich dann die Frage stellen, wie man denn die Gemeinschaft der Landeskirchen stärken kann», folgerte Hein. Dies könnte seiner Ansicht zufolge dadurch erfolgen, dass die Kirchenkonferenz als Organ ein größeres Gewicht in der EKD erhalte. Die Kirchenkonferenz ist vergleichbar dem Bundesrat und setzt sich aus den Kirchenleitungen der 22 Landeskirchen zusammen.

In die Debatte über eine Zusammenlegung von Landeskirchen sollte sich die EKD nach Darstellung von Hein nicht einmischen. Die Entscheidung über Zusammenschlüsse sei Sache der Landeskirchen und müsse von ihnen beantwortet werden. Es gebe Landeskirchen, die diese Notwendigkeit sähen, andere befänden sich auf einem guten Kooperationspfad. Bischof Hein schloss eine Fusion der beiden evangelischen Kirchen in Hessen aus und befürwortete eine Fortführung des Kooperationsprozesses. (18.03.2009)

Interview:

Lesen Sie hier ein Interview des epd mit Bischof Martin Hein zum Thema im Wortlaut:

Linktipp:

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