Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Sep 2007

Marburg (epd/medio). Die evangelische und die katholische Kirche haben am Samstag (22.9.) in der Marburger Elisabethkirche einen ökumenischen Gottesdienst zum Elisabethjahr gefeiert. Leitende Geistliche aus Hessen und Thüringen erinnerten an das vorbildliche Leben der ungarischen Königstochter Elisabeth, die vor 800 Jahren geboren wurde und sich später als thüringische Landgräfin vor allem auf der Wartburg und in Marburg um Arme und Kranke kümmerte.

Für Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, zeigt sich an Elisabeths Leben, dass der Glaube an Gott und Mitmenschlichkeit untrennbar zusammengehören. Er verwies auf ihr Beispiel, den «Nackten» Kleidung zu geben. «Das ist kein Thema der Vergangenheit. In unserem wohlhabenden Land suchen immer mehr Menschen Kleiderkammern auf.» Es gelte, die Ursachen hierfür zu finden und zu beseitigen. Elisabeths Person sei bleibend anziehend, weil nichts an ihrem Leben beliebig sei, betonte Hein.

«Fremde und Gäste sind wir allesamt in dieser Welt», sagte der katholische Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen im Hinblick auf Elisabeth, die Obdachlose aufnahm. «Wenn in unserem Land Fremde zunehmend unbarmherzig behandelt werden, lässt das Rückschlüsse zu auf das Leben der Deutschen, die zunehmend ohne Glaubensbasis und Wertefundierung leben.» Algermissen unterstrich, dass die Christusfrömmigkeit Elisabeths der Quellgrund ihrer Mitmenschlichkeit sei. Dies sei eine bleibende Herausforderung und Anfrage an Kirche und Gesellschaft.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker, wies auf Elisabeths Fürsorge für die Hungernden hin: «Das war austeilende Güte.» Heute gebe es bei uns auch einen Hunger, der «aus Überfülle» entstehe und «blind» mache. Steinacker erinnerte damit an die Möglichkeit, für das evangelische Hilfswerk «Brot für die Welt» zu spenden.

Der Bischof des Bistums Erfurt, Prof. Dr. Joachim Wanke, bemerkte, dass heute häufig ein «Lebensdurst» existiere, der sich darin äußere, «nicht zu kurz kommen» zu wollen. Der evangelische thüringische Landesbischof Christoph Kähler würdigte die Arbeit von Seelsorgern und Besuchsdienstgruppen, die sich um kranke und einsame Menschen kümmern. Er beklagte jedoch auch die «fehlende Beachtung der Alten und Behinderten, die Leere zwischen den Menschen». Außerdem wirkten der Fuldaer Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez sowie die Marburger Pröpstin Elisabeth Schoenborn mit. Gäste aus acht europäischen Ländern, die eine besondere Beziehung zu Elisabeth pflegen, waren zu Gast.

Ministerpräsident Koch: Christentum prägt das Menschenbild unserer Gesellschaft

Dem Gottesdienst schloss sich ein Festakt an, bei dem der hessische Ministerpräsident Roland Koch über Politik aus christlicher Verantwortung sprach.

Der CDU-Politiker betonte, dass das christliche Menschenbild nach wie vor die Gesellschaft präge, etwa in dem elementaren Gedanken der Unantastbarkeit der Menschenwürde.

Das Bewusstsein für die Grundlagen einer Gesellschaft sei nicht zuletzt in Zeiten der Globalisierung von außerordentlicher Bedeutung, fügte Koch hinzu. Politiker seien auf geistige und religiöse Grundlagen angewiesen, von denen eine Gesellschaft zehre, auch wenn die politische Praxis diesen Maßstäben und Ansprüchen nicht immer gerecht werden könne.

Uraufführung der Auftragskomposition «Sakrale Meditation» von Volker David Kirchner

Außerdem erlebten die Gäste als musikalischen Höhepunkt die Uraufführung des Chorwerkes «Sakrale Meditation» über die «Werke der Barmherzigkeit» (Matthäus-evangelium Kapitel 25) des 1942 geborenen Mainzer Komponisten Volker David Kirchner. Die eigens für den Festakt zum Elisabethjubiläum in Auftrag gegebene Komposition wurde durch den JugendKathedralchor am Fuldaer Dom, das Marburger Oktett und die Kurhessische Kantorei Marburg unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum und Domkapellmeister Franz-Peter Huber aufgeführt.

Auf den Veranstaltungen stellten sich auch Diakonie und Caritas mit einem diakonischen Dialog vor. Zwischen und nach den Programmpunkten wurde mit «franziskanischer Bewirtung» auch für das leibliche Wohl gesorgt. (22.09.2007)

Linktipp:

Die Website zum Elisabethjahr 2007 mit Onlinespiel finden Sie unter:

800-jahre-elisabeth.de