Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 02 Jul 2008

Kassel/Frankfurt a.M./Darmstadt (epd). Die evangelischen Landeskirchen und die Diakonie in Hessen fordern mehr Hilfe für Arme. Der dritte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeige, dass immer mehr Menschen in Deutschland trotz wachsendem Reichtum in Armut lebten, teilten der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, und die Diakonie-Chefs Wolfgang Gern und Eberhard Schwarz mit.

«Wir stellen mit Besorgnis fest, dass die Sozialreformen der letzten Jahre dazu geführt haben, dass Sozialpolitik immer weniger in der Lage ist, Menschen vor Armut zu schützen», heißt es in der Erklärung. Dagegen müsse alles politische Entscheiden an der Frage gemessen werden, inwiefern es den Armen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt. «Umverteilung ist gegenwärtig häufig Umverteilung des Mangels, weil der Überfluss auf der anderen Seite geschont wird», kritisieren die Unterzeichner.

Konkret fordern die Kirchen, Menschen mit niedrigem Einkommen steuerlich zu entlasten und das Wohngeld sowie den Kinderzuschlag anzuheben. Die Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und Jugendliche müssten in angemessener Höhe neu berechnet werden. Kinder aus armen Familien sollten einen Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Platz in einer Kindertagesstätte erhalten. Außerdem sollten betroffene Kinder und Jugendliche ein kostenloses Mittagessen in Kindertagesstätten und Schulen sowie die Lernmittelfreiheit erhalten.

Die Kirchen kritisieren, dass das Einkommen aus Erwerbsarbeit für immer mehr Menschen nicht mehr zum Leben reiche. Daher solle der Niedriglohnsektor eingeschränkt werden. Langzeitarbeitslose sollten eine öffentlich geförderte Beschäftigung auch ohne zeitliche Befristung erhalten. «Wer über Armut redet, darf über Reichtum nicht schweigen», fordern die Kirchen. Eigentum verpflichte nach dem Grundgesetz zu sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung. Daher müsse die Steuer- und Abgabenlast gerecht verteilt werden. (02.07.2008)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die gemeinsame Erklärung im Wortlaut:

PDF-Dokument