In vielen Städten erinnern sogenannte Stolpersteine an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Unser Foto zeigt einen Stein auf der Friedrich-Ebert-Straße in Kassel. (Foto: medio.tv/Schauderna)

In vielen Städten erinnern sogenannte Stolpersteine an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Unser Foto zeigt einen Stein auf der Friedrich-Ebert-Straße in Kassel. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Jan 2021

Kassel (medio/epd). Am 27. Januar wird in besonderer Weise der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog proklamiert und auf den 27. Januar festgelegt. An diesem Tag war 1945 das Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen von sowjetischen Truppen befreit worden. Der Deutsche Bundestag kommt anlässlich des Gedenktages alljährlich zu einem Staatsakt zusammen, an dem alle Spitzen der Verfassungsorgane teilnehmen. Link zur Gedenkveranstaltung 2021 des Deutschen Bundestages aufrufen.
 

SocialMedia-Aktion #Weremember

Viele Menschen schließen sich dem Gedenken an diesem Tag an. So ruft z. B. der Jüdische Weltkongress in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #Weremember dazu auf, an den Massenmord an den rund 6 Millionen Juden in Europa zur Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern.

Bischöfin Dr. Hofmann mit ihrem Beitrag zur Aktion des Jüdischen Weltkongresses in den Sozialen Medien. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Bischöfin Dr. Hofmann mit ihrem Beitrag zur Aktion des Jüdischen Weltkongresses in den Sozialen Medien. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Bischöfin Beate Hofmann unterstützt die Aktion und schreibt auf Facebook: «Auch wenn es schwerfällt, sich dem Grauen von Auschwitz und anderen Konzentrationslagern immer wieder zu stellen, sind wir das den Menschen schuldig, die dort ermordet wurden. Nie wieder darf es zu solchen Verbrechen gegen die Menschlichkeit kommen. Und darum ist es mir wichtig, dem wieder wachsenden Antisemitismus hierzulande und der Leugnung oder Verharmlosung des Holocaust entgegenzutreten.»
 

Andacht zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus

In vielen Gemeinden der Landeskirche wird anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Im Andachtsimpuls gedenkt Pfarrer Henning Meinecke (Evangelische Kirchengemeinde Melsungen) der Opfer des Holocaust. Er betrachtet die Kain-und-Abel-Geschichte (1. Mose 4) und erinnert an die Röhrenfurther Juden, die ins Ghetto nach Riga deportiert wurden und alle umgekommen sind.

Impulsandacht der Evangelischen Kirchengemeinde Melsungen mit Pfarrer Henning Meinecke

«Entartete Musik» - Musik & Rezitation ver-rückter Künstler

«Entartete Musik» – mit diesem Begriff wurden im Naziregime all jene Werke der musikalischen Moderne des 20. Jahrhunderts gebrandmarkt, die nicht der Ideologie des Nationalsozialismus entsprachen. Zu den verbotenen Klängen zählten insbesondere atonale Musik, jiddische Musik sowie Swing- und Jazzmusik aus Amerika. Aufführungen dieser Werke wurden unterbunden und Komponistinnen und Komponisten praktisch mundtot gemacht.

Holocaust-Gedenkkonzert aus der Kasseler Lutherkirche.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages lassen die Künstlerinnen und Künstler Pia Buchert (Mezzosopran), Maria Waloschek (Klavier) und Christian Kleinert (Rezitation) in ihrem Konzertprogramm zum Holocaust-Gedenkkonzert mit Werken u.a. von Hindemith, Gershwin und Eisler und Texten von u.a. Berthold Brecht, Otto Julius Bierbaum und Theodor Storm diese vergessene Musik wieder aufleben.

Das Konzert in der Kasseler Lutherkirche ist ein Projekt des Evangelischen Forums Kassel gemeinsam mit den Kooperationspartnern Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Gedenkstätte Breitenau, Volkshochschule Region Kassel, Sara Nussbaum Zentrum für Jüdisches Leben, Deutsch Israelische Gesellschaft AG Kassel, Gegen Vergessen - Für Demokratie RAG Nordhessen-Südniedersachsen, Katholische Kirche in Kassel.
 

Gedenkstätte Trutzhain: Melanchthon-Schülern berichten von Holocaustüberlebenden 

Anlässlich des nationalen Gedenktages am 27. Januar zur Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz 1945 hat die Gedenkstätte Trutzhain (Schwalmstadt) zusammen mit Oberstufenschülerinnen und -schülern des evangelischen Melanchthon-Gymnasiums Steinatal ein Video gedreht, das nun auf der Seite der Gedenkstätte abgerufen werden kann. In dem halbstündigen Video stellen die Jugendlichen Schicksale von Kriegsgefangenen des STALAG IX A Ziegenhain und von Holocaustüberlebenden aus dem späteren so genannten Camp für Displaced Persons in Ziegenhain vor. Link zum Video auf der Internetseite der Gedenkstätte aufrufen.

Gedenkstätte und Museum Trutzhain gehört seit der Eröffnung 2003 zu den zentralen NS-Gedenkstätten in Hessen. Sie befindet sich am historischen Ort des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers STALAG IX A Ziegenhain. Erinnert wird vor allem an das Schicksal der Kriegsgefangenen unter dem NS-Regime, an ihre völkerrechtswidrige Behandlung und ihren Einsatz zur Zwangsarbeit.

Hintergrund:

Die Vereinten Nationen riefen 2005 den 27. Januar als «Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust» aus. Seit 2006 wird er weltweit an zahlreichen Orten begangen.

Der Begriff «Holocaust» leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet «Brandopfer». Er wird heute vor allem für den systematischen Völkermord an den europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten verwendet. Juden sprechen oft auch von der «Schoah» - so lautet der hebräische Begriff für den Holocaust.

Bis zum Kriegsende wurden rund sechs Millionen Juden ermordet. In Auschwitz starben rund 1,1 Millionen Menschen. Nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses gibt es weltweit heute noch mehrere Hunderttausend Überlebende des Holocaust. (27.01.2021)

Linktipp:

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Internationalen Holocaust Gedenkstätte «Yad Vashem»:

yadvashem.org