Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Aug 2009

Bad Karlshafen (epd). Das Deutsche Hugenottenmuseum im nordhessischen Bad Karlshafen widmet anlässlich des 500. Geburtstags von Johannes Calvin (1509-1564) der engen Verbindung zwischen dem Genfer Reformator und den Hugenotten eine Sonderausstellung. «Calvin ist ein vergessener und verkannter Reformator», sagte Museumsleiter Jochen Desel, der die Ausstellung konzipierte, dem epd. Das werde seiner historischen Bedeutung nicht gerecht: «Er ist der Vater der Hugenotten.»

Die Hugenotten, wie die französischen Protestanten genannt wurden, wurden in ihrem Heimatland verfolgt, flohen zu Tausenden und siedelten sich im 17. Jahrhundert unter anderem in Orten Nordhessens wie Bad Karlshafen an. Hier versuchten sie ihr Leben nach den Lehren Calvins zu organisieren. «Das gelang ihnen aber nur teilweise», berichtete Desel. So wurde ihnen etwa der synodale Kirchenaufbau mit Ältesten, Diakonen und Pfarrern nur auf Gemeindeebene zugestanden.

Die Ausstellung dokumentiert anhand von Leihgaben das damalige Leben und typische Merkmale der Reformierten. Das Bilderverbot, der Psalmengesang, das Abendmahl oder die Armenpflege werden anhand von Objekten und Schautafeln anschaulich erläutert. Zu sehen sind etwa eine gekreuzigte Christusfigur aus Holz, der übereifrige Bilderstürmer Arme und Ohren abgebrochen haben. Mit den «Meveaux» genannten Marken aus Blech musste die Zulassung zur Teilnahme an dem viermal im Jahr stattfindenden Abendmahl nachgewiesen werden. Hierüber wachten die Kirchenältesten. Psalmgesangbücher weisen auf die Eigenart des reformierten Kirchengesangs hin, alte Spendensammelbüchsen belegen das Engagement für die Armen.

Auch auf die kaum bekannte Geschichte der Hugenotten während des Nationalsozialismus wird hingewiesen. So hätten die Nachfahren der Hugenotten im Zuge der Gleichschaltung versucht, eine «Hugenottensynode» einzurichten, was aber von den Nationalsozialisten unterbunden worden sei. Die Ausstellung «Sie hatten Calvin im Gepäck» im Deutschen Hugenottenmuseum in Bad Karlshafen, Hafenstraße 9, ist bis zum 31. Oktober zu besichtigen. Öffnungszeiten: 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen. (19.08.2009)