Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Nov 2019

Hofgeismar (medio). Am Dienstagabend (26.11.) gab die Präsidentin von «Brot für die Welt», Dr. h.c. Cornelia Füllkrug-Weitzel, einen Rückblick auf 60 Jahre Arbeit und Projekte des weltweit tätigen Entwicklungswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland. Füllkrug-Weitzel sprach unter dem Leitwort der 13. Landessynode «Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen» vor den Synodalen in Hofgeismar.

«Brot für die Welt» sei in einer Zeit der Dekolonisation und eines wachsenden Wohlstands in der deutschen Gesellschaft entstanden, so die Die Präsidentin zur Geschichte des Hilfswerks. 1956 habe der Kirchentag in Frankfurt erstmals eine Kollekte für die so genannte Dritte Welt gegeben. Vater von «Brot für die Welt» sei Lothar Kreißig gewesen, der an die Blechbüchsenaktion «miss a meal» anknüpfen wollte. Angetrieben von einem Gefühl der Mitverantwortung hätten sich alle evangelischen Kirchen und Freikirchen der Aktion angeschlossen. Die Aktion wurde von dem Gedanken getracgen: «Es gibt ein Genug». So sei Ende der 1950er Jahre das deutsche Volk von einem Nehmer zu einem Geber geworden. Die erste Aktion sei am 12. Dezember 1959 eröffnet worden. Sie habe die immense Summe von 19 Mio. Deutsche Mark eingebracht, als eine Aktion in Ost und West. 

«Entwicklungshilfe wirkt»

Gegen den verbreiteten Vorwurf «Entwicklungshilfe bringt doch nichts» entgegnete Füllkrug-Weitzel, dieser sei von rechtem Populismus getrieben. Von der steten Hinterfragung hängengeblieben sei ein Drängen auf Nachweis der Wirksamkeit. «Entwicklungshilfe wirkt» bekräftigte Füllkrug-Weitzel. Die Zahl extremer Armut sei seit 1990 bis 2013 um die Hälfte gesunken. Dabei sei zwischen staatlichen und privaten Entwicklungsakteuren zu differenzieren. Unter letzteren seien die Kirchen die größten und hätten besondere Chancen und besondere Potentiale zur Hilfe, insbesondere angesichts ihres weitverzweigten Systems. Heute vertraue das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung neben den Kirchen vor allem auf die Privatwirtschaft. Doch Wirtschaftsansiedlung sei nicht implizit entwicklungsfördernd. Entwicklung brauche mehr als Wirtschaftswachstum. Sie messe sich nicht an einer Steigerung des pro Kopf Einkommens, sondern am «human development index», der zahlreiche Faktoren enthalte. Dazu gehörten neben dem Bruttonationaleinkommen auch die Lebenserwartung und die Dauer der Ausbildung anhand der Anzahl an Schuljahren, die ein 25-Jähriger absolviert hat, sowie der voraussichtlichen Dauer der Ausbildung eines Kindes im Einschulungsalter.

Rückschritte in den letzten drei Jahren

Seit drei Jahren gebe es Rückschritte und die Zahl der extrem Armen nehme wieder zu. Viele der Entwicklungsmaßnahmen seien zwar extrem erfolgreich gewesen, aber es habe zugleich einen gigantischen Ressourcenabfluss aus den Entwicklungsländern gegeben. Der Klimawandel und die internationale Finanzkrise hätten dazu beigetragen, die Länder zu schwächen. Die europäischen Länder seien zudem nicht in der Lage, eine kohärente Entwicklungsarbeit zu leisten. Die Weltbank sage, die großen Armuts- und Fluchtbewegungstreiber seien Klimawandel und Kriege. 

Lobbyarbeit und Förderziele

Seit den 2000er Jahren sei der Auftrag der Kirchen an Brot für die Welt dahingehend erweitert worden, dass es auch um Lobbyarbeit gehe. Brot für die Welt setze sich für die Stärkung der Zivilgesellschaft ein. Die Partner vor Ort entwickelten die Pläne selbst, Brot für die Welt unterstütze diese. Es gehe um Zugang zu Ressourcen, Zugang zu sozialen und medizinischen Hilfen, Zugang zu Ausbildung, Rechtshilfe und die Stärkung der Menschenrechte. (27.11.2019)

Linktipp:

«Hunger nach Gerechtigkeit» - unter diesem Motto findet in diesem Jahr die 61. Spendenaktion statt. Informationen dazu und zum evangelischen Hilfswerk unter:

brot-fuer-die-welt.de

Hintergrund:

Hintergrundinformationen zur Hilfsorganisation finden Sie im Dokumentationsbereich der Herbsttagung der Landessynode: