Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Mai 2017

Schmalkalden/Brotterode (medio). Zu einer internationalen Konsultation der Partnerkirchen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck trafen sich rund 80 Delegierte aus Südafrika, Indien, Estland, Kamerun, Tansania und Deutschland vom 21. bis 24. Mai 2017 im Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden. Die Kirchenkreispartner der Landeskirche waren zum Auftakt der Konsultation am Sonntag zu Gast beim Kirchenfest «Luther kommt!!» in Schmalkalden und setzten dann bis Mittwoch das Partnerschaftstreffen in Brotterode im Thüringer Wald fort. Danach ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Berlin oder in die Kirchenkreise der Landeskirche.

Im Zentrum des lebhaften und kreativen Austauschs stand die Frage: «Was bedeutet es heute Kirchen der Reformation zu sein?», berichtete die Dezernentin für Diakonie und Ökumene, Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter. Das Programm der Konsultation in Brotterode sei mit Plenum und Kleingruppen auf größtmögliche Partizipation ausgerichtet und deshalb von großer Lebendigkeit gekennzeichnet gewesen. Die drei Hauptreferenten aus Indien, Südafrika und Deutschland fragten danach, wie der Freiheitsimpuls der Reformation heute in den verschiedenen kulturellen und nationalen Kontexten erfahrbar werde und was die Kirchen dazu beitragen könnten, so Gütter.

Impressionen aus Brotterode

(Fotos: medio.tv/Schauderna)

Bischof Prof. Dr. Martin Hein verwies in seinem Referat auf Martin Luthers Verständnis der Buße als fortwährenden Prozess der Befreiung. Als aktuelle Herausforderungen nannte Hein den wachsenden Fundamentalismus in vielen Ländern, der mit der Angst regiere. Christen aber seien als Befreite von Vertrauen und Zuversicht bestimmt und könnten so für eine Kultur des Vertrauens eintreten, so der Bischof.

Dexter Maben aus Indien nahm in seinem Referat als Ausgangspunkt den reformatorischen Impuls «allein die Schrift» und verwies darauf, dass die Bibel in Indien in 85 Sprachen übersetzt worden sei. Der Theologe trat dafür ein, dass sich die Christen in Indien bei aller Bedrohung durch den Hindufaschismus nicht in die Minderheitenecke abdrängen lassen, sondern selbstbewusst und gelassen für Freiheit, Versöhnung und Vielfalt in der indischen Gesellschaft eintreten würden.

Pieter Grove aus Südafrika beschrieb in seinem Referat die Krise der modernen Gesellschaft, die durch wachsende Ungleichheiten, Beschneidung der Freiheit, zunehmende kriegerische Auseinandersetzungen und die ökologische Krise gekennzeichnet seien. Diese Krise sei Ausdruck eines gottvergessenen Narzissmus und Egoismus, der sich in vielen Ländern zeige. Die reformatorische Botschaft von der Gnade Gottes gebe dem Menschen seine Würde und seine Befähigung zurück, für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden einzutreten, so Grove.

Angeleitet durch Moderation und mit Hilfe vielfältiger kreativer Methoden diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnemer die Impulse und konkretisierten sie für ihren jeweiligen Kontext und für die künftige Partnerschaftsarbeit. So wurde u.a. über die wachsenden charismatischen Kirchen, das Verständnis von Mission, den Umgang mit Fremdenangst, das Eintreten für Vielfalt und Versöhnung, die Aufnahme von Flüchtlingen und die stärkere Partizipation von Jugendlichen in den Kirchen diskutiert, so Dezernentin Gütter.

Neben der thematischen Arbeit sei eine «eindrückliche spirituelle Gemeinschaft» der Konsultation erfahrbar gewesen, berichtete Gütter. Diese habe sich sich in den täglichen Bibelarbeiten, den Andachten, dem gemeinsamen Singen und einer abschließenden Abendmahlsfeier gezeigt.

Impressionen vom Kirchenfest in Schmalkalden

(Fotos: medio.tv/Wolfgang Benkert)

Stichwort: Konsultation und Partnerkirchen

Zur Partnerkonsultation in Schmalkalden und Brotterode hatten der Bischof, Dezernentin Gütter, und Partnerschaftsreferent Pfarrer Bernd Müller eingeladen. Daneben waren an der Organisation Pfarrer Michael Schümers (Referent für Estlandpartnerschaften), Dr. Johny Thonipara (Referent für Partnerschaften Asien), Studienleiter Pfr. Dr. Diethelm Meißner vom Evangelischen Studienseminar (Großgruppenmoderation) und Dekan Ralf Gebauer (Kirchenkreis Schmalkalden) beteiligt. Die musikalisch Begleitung lag bei Pfarrer Hocke und Popkantor Peter Hamburger.

Seit vielen Jahren unterhält die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck offizielle Partnerschaften und Freundschaften zu Kirchen in Afrika, Asien und Europa. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Partnerschaften auf Kirchenkreisebene. Wesentlich für die Partnerschaften sind die regelmäßigen gegenseitigen Begegnungen, die interkulturelle und zum Teil auch interreligiöse Erfahrungen und die Teilhabe am Alltagsleben der Menschen in den Partnerkirchen ermöglichen. (30.05.2017)

Download:

Hier können Sie den Impulsvortrag von Bischof Martin Hein bei der Partnerkonsultation unter dem Titel «Zur Freiheit befreit» herunterladen:

PDF-Dokument

Linktipp:

Den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden finden Sie im Internet unter:

eksm.de

Hintergrund:

Weitere Informationen zu den Partnerkirchen der Landeskirche und der Kirchenkreise finden Sie unter:

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