Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Apr 2007

Kassel (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, hat in seiner Predigt zum Karfreitag auf die Erfahrung von Verlassenheit im Alltag wie in der Leidensgeschichte Jesu hingewiesen. Im Gottesdienst am Freitag in der Kasseler Martinskirche sagte der Bischof, mit seiner Frage «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?», habe sich Jesus am Kreuz als "Mensch schlechthin" gezeigt.

Hierzu gehöre die schreckliche Ahnung, von Gott und den Menschen verlassen zu sein und keine Antwort auf die Frage «Warum?» zu bekommen. Die Frage nach dem «Warum» sei angesichts der Nöte nah und fern nahe liegend, gleich ob sie am Grab eines Kindes, angesichts scheiternder Beziehungen oder mit Blick auf Naturkatastrophen und ihre Opfer gestellt würde.

Die Frage nach dem «Warum» zulassen – den Weg Jesu zum Kreuz mitgehen

Es sei Ausdruck von Aufrichtigkeit, dass die Christenheit die Frage Jesu nach dem «Warum» des Verlassenseins überliefert habe, auch wenn sie ihrerseits dadurch Ablehnung, Protest, Unverständnis und Unglaube riskiere. Doch es komme darauf an, den Weg Jesu bis zum Kreuz mitzugehen. Dann zeige sich: Selbst mitten in der Erfahrung der Verlassenheit habe sich Jesus an Gott gewandt: «Gott mag uns oft fremd und fern erscheinen, so dass sich jeder weitere Gedanke an ihn erübrigt, aber Jesus ist ganz unten: da, wo wir sind – in der Verzweiflung, im Sterben, im Tod», betonte Hein. Auch dort, wo wir selber nur Gottesferne und Gottverlassenheit erleben, war Jesus schon vor uns. Dafür sei Jesus gestorben: «um unsere Not zu teilen und uns nahe zu sein, selbst dann, wenn wir uns von Gott und allen Menschen verlassen fühlen und den Schritt über den Rand des Lebens hinaus gehen müssen.» Jesus habe sich hingegeben, damit wir niemals und nirgends allein sind, sagte Hein. (06.04.2007)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Hein im Gottesdienst zum Karfreitag in St. Martin in Kassel im Wortlaut:

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