Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Nov 2009

Frankfurt a.M. (epd). Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat sich für einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht ausgesprochen. Das Schulfach Religion könne man nicht «auf Abstand» lehren, sondern nur mit innerer Teilnahme, sagte Jung am Freitag in Frankfurt am Main vor Journalisten. Entsprechend positiv bewertete er die Bestrebungen muslimischer Verbände, einen solchen Unterricht in Hessen einzuführen. Nach Jungs Worten muss ein bekenntnisorientierter Religionsunterricht «dialogisch und interreligiös» ausgerichtet sein. Er solle zunächst «Gewissheit in der eigenen Religion» vermitteln und sich dann auch zu den anderen Religionen hin öffnen bis hin zu «auch gemeinsamen Unterrichtseinheiten».

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, nannte es ein «Gebot der Fairness», allen Religionsgemeinschaften die gleichen Rechte zuzugestehen, wenn sie die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllten. Der Unterricht in den Schulen trage unter anderem dazu bei, den Religionen das «Bedrohliche» zu nehmen, das ihnen derzeit insbesondere von Vertretern eines sogenannten «Neuen Atheismus» unterstellt werde. Hein appellierte auch an die hessische Landesregierung, Geld für die Errichtung von Lehrstühlen für Islamische Religion und Religionspädagogik zur Verfügung zu stellen.

Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH), Ramazan Kuruyüz, dankte den beiden Kirchenvertretern für ihre Unterstützung hinsichtlich der Einführung eines bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts. Ein solcher Unterricht, der von in Deutschland ausgebildeten Lehrern in deutscher Sprache gehalten werden solle, trage wesentlich zur Öffnung und Integration junger Muslime bei.

Jung, Hein und Kuruyüz äußerten sich beim «Tag des Dialogs», zu dem seit 2006 jährlich Spitzenvertreter der Evangelischen Kirchen in Hessen sowie von muslimischen Verbänden zusammentreffen. Am Mittag hatten die evangelischen Teilnehmer des Treffens als Gäste am muslimischen Freitagsgebet teilgenommen. Imam Mahmut Ay erinnerte in seiner Predigt an die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam und wandte sich gegen den Missbrauch der Religionen durch Fanatiker. «Die überwiegende Mehrheit der Gläubigen ist friedfertig», sagte Ay.

Nach den Worten von Bischof Hein war die erstmalige Teilnahme am muslimischen Freitagsgebet Resultat eines über Jahre «gewachsenen Vertrauens». Es reiche nicht aus, nur über Religionen zu reden, man müsse sie auch erleben. Muslime und Christen verbinde mehr, als sie trenne, betonte Hein und nannte als Beispiel die «Ehrfurcht vor Gott». (09.11.2009)