Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 13 Dez 2006

Darmstadt (epd). Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat sich für ein Pflichtfach «Grundwerte, Recht, Religionskunde» ausgesprochen. In einer Zeit, in der nur noch 60 Prozent der Bevölkerung den beiden großen Kirchen angehöre, sei es äußerst sinnvoll, Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse «über unsere Grundwerte und den Glauben der anderen» zu informieren, sagte Zypries in der Evangelischen Stadtakademie Darmstadt.

Sie sei sich mit dem Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) darin einig, so die Ministerin, dass dieser Pflichtunterricht Vorrang vor einem evangelischen, katholischen oder islamischen Bekenntnisunterricht haben sollte, den Kinder zusätzlich besuchen könnten.

Zypries betonte in ihrem Vortrag mit dem Titel «Religion und Recht in Deutschland», dass in einem säkularen Verfassungsstaat die Religion Privatsache sei. Eine strikte Trennung von Kirche und Staat wie in Frankreich gebe es in Deutschland jedoch nicht. Das Bundesverfassungsgericht habe dies zuletzt im so genannten «Kruzifixurteil» bestätigt, wo von der «überragenden Prägekraft der christlichen Kirchen» die Rede sei.

Die Darmstädter Bundestagsabgeordnete erinnerte vor etwa 40 Zuhörern an die «zunehmende religiöse Vielfalt» in der Bundesrepublik, die es auch immer schwieriger mache, Recht zu setzen und Recht sprechen. Als Beispiele nannte sie den Kopftuchstreit, die jüngsten Diskussionen um das Schächten sowie so genannte Ehrenmorde und Zwangsheiraten. Letztlich sei es unerheblich, wie viele Menschen sich in Deutschland auf Bibel, Koran oder Talmud stützten. «Unverzichtbares Minimum» für ein friedliches Zusammenleben sei die Akzeptanz des Grundgesetzes, sagte Zypries. (13.12.2006)