Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 18 Sep 2006

Von Christian Prüfer (epd)

Kassel (epd). Ein unbeschwertes Leben hat Philipp Nicolai, Dichter von zwei der bekanntesten evangelischen Choräle, nicht gehabt. Flucht, Wirken im Untergrund, Kampf gegen seiner Meinung nach verkehrte Glaubensweisen kennzeichnen seinen Weg, der vom waldeckschen Dorf Mengeringshausen in Nordhessen bis in die Kirche Sankt Katharinen in Hamburg führt. Zahlreiche Kirchen und Gemeindehäuser in Deutschland sind nach dem Mann benannt, der durch die von ihm komponierten Kirchenlieder «Wie schön leuchtet der Morgenstern» sowie «Wachet auf, ruft uns die Stimme» bekannt wurde.

Geboren wurde Philipp Nicolai vor 450 Jahren, am 10. August 1556, als Sohn eines Pfarrers. Nach seiner Schulzeit, die er an verschiedenen Orten zubrachte, studierte er, wie seine drei Brüder auch, von 1575 bis 1579 in Erfurt und Wittenberg Theologie. Das Studium ermöglichte ihm der Graf von Waldeck.

Mit 25 wurde Nicolai Pfarrer in Herdecke, von wo er aber 1586 im Zuge der Gegenreformation vertrieben wurde. Eine Zeitlang wirkte er dann in Köln im Untergrund in der dortigen evangelischen Gemeinde, bevor ihn der Graf Franz zu Alt-Wildungen 1587 als Hofprediger und als Erzieher des jungen Grafen Wilhelm Ernst zu Waldeck berief.

Bemerkenswert an Nicolai ist, dass er an zwei Fronten kämpfte. Er wandte sich nicht nur entschieden gegen den Katholizismus, sondern wetterte auch gegen die reformierten Christen, die der Lehre des Reformators Johannes Calvin folgten. Beiden Bekenntnissen war trotz fundamentaler Unterschiede eine gewisse Vermischung von Theologie und Ethik gemeinsam, die das lutherische Bekenntnis in dieser Form ablehnte. Hinzu kamen weitere theologische Gründe, die vor allen Dingen im Verständnis des Abendmahles begründet waren.

1596 wurde er nach Unna berufen, wo kurze Zeit nach seinem Amtsantritt die Pest ausbrach. Nicolai stand seinen Gemeindegliedern in dieser schweren Zeit unerschrocken bei und blieb von der tödlichen Krankheit verschont. Zum Trost für die Leidtragenden schrieb er 1599 das Buch «Freudenspiegel des Ewigen Lebens», in dem Texte und Melodien seiner beiden Lieder enthalten sind. Auch in Hamburg, wo er 1601 an die Kirche Sankt Katharinen als Hauptpastor wechselte, breitete sich die Krankheit aus. 1608 starb Nicolai, weit entfernt von seiner Heimat, in der norddeutschen Großstadt.

Erhalten geblieben ist sein Name nicht nur als Komponist von Kirchenlieder. Philipp Nicolai wurde auch Namensgeber für unzählige Kirchen, Schulen oder diakonische Einrichtungen. So wird in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck seit 1999 für herausragende musikalische Leistungen als besondere Auszeichnung eine «Philipp-Nicolai-Medaille» verliehen. (07.08.2006)