Kreuzdarstellung in einem Fenster der Stadtkirche zu Bad Hersfeld: Jesus trägt das Kreuz. (Foto: medio.tv/Dellit)

Kreuzdarstellung in einem Fenster der Stadtkirche zu Bad Hersfeld: Jesus trägt das Kreuz. (Foto: medio.tv/Dellit)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Apr 2021

Kassel (medio). Schmerz, Leid und Tod – in Zeiten der Corona-Pandemie sind diese Themen ganz nahe gerückt. «Karfreitag zwingt uns, Leiden und Sterben wahrzunehmen», sagte Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Den Tod zu ignorieren, wie das manche so genannte Querdenker tun, das gehe am Karfreitag nicht: «Karfreitag konfrontiert uns mit dem Schmerz und der Qual eines sterbenden Menschen. Damals am Kreuz in Golgatha, heute in den Intensivstationen dieser Welt, in manchen Ländern einfach auf der Straße, ohne ausreichende medizinische Versorgung sterben Menschen qualvoll, um Luft ringend», so die Bischöfin.
 
Es sei wichtig, sich Leid und Tod Jesu vor Augen zu führen, betonte Hofmann: «Weil nur so das Leid und der Schmerz nicht vergessen, nicht verdrängt, nicht namen- und gesichtslos, sondern aushaltbar und überwindbar werden.» In Christus zeige sich das Leid dieser Welt: «Es bekommt ein Gesicht und einen Namen, stellvertretend für die vielen, die gerade sterben und deren Namen wir nicht kennen. Und darum ist es gut und richtig, heute auch an die vielen Menschen zu denken, die weltweit an Corona gestorben sind oder noch jetzt an den Folgen dieser schrecklichen Krankheit leiden.»
 
Viele Angehörige von Menschen, die an Corona gestorben sind oder lange daran gelitten haben, kämpften mit Fragen nach Schuld und Verantwortung. Diese Fragen beantworte der Karfreitag klar, sagte die Bischöfin: «Nicht Bill Gates oder irgendwelche dunklen Mächte, nicht die Römer und schon gar nicht das jüdische Volk haben den Tod verschuldet. In Jesus Christus macht Gott der Suche nach Schuldigen und der Jagd nach Sündenböcken ein Ende.» Jetzt gelte eine andere Logik, nämlich die der Liebe. «Die Liebe sucht nicht nach Schuldigen, die sie für Leid und Verlust verantwortlich machen kann. Die Liebe erträgt, hofft, duldet. Die Liebe hilft Aushalten, stärkt Durchhalten, fördert Mut und Vertrauen und tut, was dem Vertrauen dient, auch in Coronazeiten.» (02.04.2021) 

Bischöfin Dr. Beate Hofmann (Foto: medio.tv/Schauderna)

Bischöfin Dr. Beate Hofmann (Foto: medio.tv/Schauderna)

Predigt zum Karfreitag:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Gottesdienst am Karfreitag 2021 in der Kasseler Martinskirche unter dem Titel «Dem Leid ins Auge sehen?»:

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