Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Sep 2016

Neustadt (medio). Bei seinem siebte Besuch in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge sagte Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), dass es ihm wichtig sei, zu zeigen, dass die Kirche sich für Flüchtlinge engagiere. Die Einrichtung in Neustadt besuchte Bischof Hein am 15.9. mit einer Delegation aus Vertretern der Landeskirche und der Diakonie und Vertretern des Regierungspräsidiums Gießen und der Stadt Neustadt, berichtete Pfarrer Karl-Günther Balzer, Medienbeauftragter im Sprengel Waldeck und Marburg.

«Es waren spannende Zeiten», erinnerte sich Dr. Christoph Ullrich, Regierungspräsident in Gießen, an die vielen Flüchtlinge, die im vergangenem Jahr nach Deutschland kamen. Hessen nahm 7,5 Prozent von ihnen auf. Waren es in den Jahren bis 2013 monatlich weniger als 2000 Menschen, begann im Jahr 2014 die Zahl der Asylsuchenden langsam anzusteigen. Im vergangenen Jahr ging die Kurve dann steil nach oben, erzählte Ullrich. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im November 2015 kamen 19.041 Menschen nach Hessen. Damit hatte niemand gerechnet, erklärte Ullrich weiter. Es musste oft improvisiert werden.

Auch bei Bischof Hein mischte sich in die Erinnerung der Stolz auf das Engagement der Kirche. «Wir haben uns anrühren lassen», stellte er fest. Sehr schnell wurde eine Million Euro im landeskirchlichen Haushalt zur Unterstützung und Anregung von Projekten zur Flüchtlingsversorgung umgeschichtet. In vielen Kirchengemeinden wurde gesammelt. Hervorzuheben sei außerdem das große Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter, so der Bischof.

Zwei Ehrenamtliche, Barbara und Roland Schade, berichteten der Delegation von ihrer Arbeit als Deutschleherer. Sie sind zwei von 50 engagierten Menschen, die sich in Neustadt um die Flüchtlinge kümmern. Andere Ehrenamtliche wiederum erklären Flüchtlingen im Kurs «Typisch Deutsch» wie die Menschen «in Deutschland ticken» und ihr Zusammenleben gestalten. Wieder andere Helfer organisieren Treffen und Hilfe. Ulrich Kling-Böhm, Pfarrer im Diakonischen Werk (DW) Marburg-Biedenkopf, verwies auf die langjährige Erfahrung des DW in der Betreuung und Beratung von Flüchtlingen. Neben den vielen Ehrenamtlichen, die sich auf Seiten der Kirche engagieren, finanziert das DW-Marburg-Biedenkopf seit 23 Jahren eine Stelle zur Flüchtlingsberatung.

Dominik  Zutz, der Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt führte über das Gelände einer ehemaligen Kaserne. Seit 2008 stand die Kaserne leer, begann zu verfallen, erläuterte Thomas Groll, der Bürgermeister von Neustadt. Dann wurden Häuser und Gelände 2015 unter Hochdruck zur Erstaufnahmeeinrichtung umgebaut. 1100 Schlafplätze entstanden in den ehemaligen Gebäuden der Bundeswehr. Zur Zeit wohnen noch 503 Flüchtlinge in der Einrichtung. Das Miteinander zwischen den Flüchtlingen und den Neustädtern sei gut, berichtete der Bürgermeister weiter.
 
Am Ende würdigen beide Delegationen noch einmal die gute Zusammenarbeit zwischen staatlichen, kommunalen und kirchlichen Akteuren und befinden, dass sie noch weiter ausgebaut werden solle. (23.09.2016)