Europaflaggen vor einem Gebäude der Europäischen Union in Brüssel.

Europaflaggen vor einem Gebäude der Europäischen Union in Brüssel.

Frankfurt a.M. / Kassel, Redaktion epd/ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jun 2024

Die Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland warnen «eindringlich vor politischen Kräften, die im Sinne eines völkischen Nationalismus das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten oder Herkunft ablehnen und unverblümt die Abschaffung der EU anstreben».

«Machen Sie bei der Wahl von Ihrer Stimme Gebrauch. Wählen Sie eine gemeinsame Zukunft in einem starken Europa!», heißt es weiter. Der Aufruf wird getragen von der amtierenden
Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sowie dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron.

Die christlichen Kirchen in Deutschland treten in ihrem Aufruf entschieden jeder Form von Extremismus entgegen: «Insbesondere widersprechen wir vehement dem Rechtsextremismus und völkischem Nationalismus sowie dem Antisemitismus. Ökumenisch setzen wir uns auf der Basis des christlichen Menschenbildes für den gesellschaftlichen und europäischen Zusammenhalt ein.»

In dem Aufruf heben Bischöfin Fehrs, Bischof Bätzing und Erzpriester Miron hervor: «Die EU basiert auf Werten und Prinzipien, die im Christentum vor- und mitgeprägt wurden. Als christliche Kirchen fordern und engagieren wir uns für eine EU, die sich zur unveräußerlichen, gleichen Würde aller Menschen bekennt.» Eine europäische Politik für den weltweiten Schutz der Würde aller Menschen sei unverzichtbar, hieß es weiter.

Aufruf von Bischöfin Beate Hofmann

Auch in der der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sind Christinnen und Christen am Sonntag dazu aufgerufen, ihre Stimme bei der Europawahl abzugeben. «Gehen Sie am Sonntag wählen. Stärken Sie die Demokratie. Denn nur miteinander werden wir die Herausforderungen unserer Zeit lösen können», ermutigt Bischöfin Beate Hofmann zur Teilnahme. Das Miteinander von Menschen aus verschiedenen Ländern sei von Anfang an Teil des Christentums gewesen. Darum unterstütze die evangelische Kirche die europäische Idee, so die Bischöfin. 

Für eine gerechte und solidarische Gesellschaft in Vielfalt

Auch die Diakonie Hessen ruft alle Wahlberechtigten dazu auf, sich am 9. Juni an der Europawahl zu beteiligen. Rechtsextremismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit seien überall in Europa und Deutschland eine reale Gefahr für die Demokratie. Gleichzeitig gehe die Wahlbeteiligung seit Jahren zurück, heißt es in einer Mitteilung. Vielen Wählerinnen sei nicht bewusst, wie sehr sich die Entscheidungen auf EU-Ebene auf ihr Leben im eigenen Land auswirken.

Dazu sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen: «Nur in einer funktionierenden Demokratie mit einem stabilen Rechtssystem haben wir die Chance, uns auch weiterhin für eine gerechte und solidarische Gesellschaft in Vielfalt einzusetzen.» Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität sieht der Vorstandsvorsitzende als Grundmauern für ein stabiles Europa. Damit verbunden seien EU-weite soziale Standards, Chancengleichheit und eine faire gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen. «Wir alle können mit unserer Stimme dazu beitragen, dass dies auch weiterhin so sein wird», so Tag. Auf Basis christlicher Werte stehe die Diakonie für eine offene demokratische Gesellschaft in Deutschland und in Europa ein und stelle sich klar gegen Extremismus und Populismus. «Bekennen Sie sich mit uns zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft in Vielfalt und geben Sie am Sonntag Ihre Stimme ab!», ruft Carsten Tag auf.

Der Sozial-O-Mat

Die Diakonie hat alle 34 politischen Parteien und Vereinigungen, die sich am 9. Juni zur Wahl stellen, eingeladen, ihre Antworten auf die 20 Thesen zum Sozial-O-Mat beizusteuern. Beteiligt haben sich 29 Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum. Wie beim großen Bruder Wahl-O-Mat können die Wählerinnen und Wähler ihre eigenen Antworten mit denen der Parteien abgleichen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, die Antworten der Diakonie einzusehen und sich anhand lebensnaher Beispiele über die Folgen ihrer Entscheidung zu informieren.

Europawahl und Europäisches Parlament

Vom 6. bis 9. Juni 2024 wählen die Bürgerinnen und Bürger in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) zum zehnten Mal das Europäische Parlament. Die Bundesregierung hat als Wahltermin für die Europawahl in Deutschland den 9. Juni 2024 bestimmt.

Das Europäische Parlament ist das einzige direkt gewählte Organ in der Europäischen Union. Seit 1979 werden seine Abgeordneten von den Bürgerinnen und Bürgern der Mitgliedsländer gewählt. Das Parlaments wirkt u.a. an der europäischen Gesetzgebung mit, übt demokratische Kontrollrechte aus und genehmigt den EU-Haushalt.

Die vom EU-Parlament beschlossenen Gesetze beeinflussen viele Bereiche des Lebens in der Europäischen Union, wie Wirtschaft, Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Sicherheit. Die Abgeordneten setzen sich für wichtige Themen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein. Dabei vertreten sie die Werte der Europäischen Union, wie die Achtung der Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit.

Die Plenarsitzungen werden in Straßburg abgehalten, die Ausschusssitzungen finden in Brüssel und Straßburg statt. Im Gegensatz zu nationalen Parlamenten kann das EU-Parlament aber keine Gesetze vorschlagen – das Initiativrecht hat allein die Europäische Kommission.