Das Team der Grünen Damen der Diakonie-Kliniken Kassel, bei denen übrigens auch Männer mitmachen können. Die heißen dann Grüne Herren.

Das Team der Grünen Damen der Diakonie-Kliniken Kassel, bei denen übrigens auch Männer mitmachen können. Die heißen dann Grüne Herren.

blick in die kirche / Anne-Kathrin Stöber
Veröffentlicht 23 Mär 2024

Wer schon mal im Krankenhaus lag, kennt sie vermutlich, wem das erspart blieb, dem hilft die Vokabel «ehrenamtlicher Besuchsdienst» weiter, «grün» wegen der Farbe der Kittel. In diesem Fall sind das unter anderem die Rentnerinnen und Rentner Inge Krahn, Renate Hasselböck, Ulrike Budde, Berndt Baum und Gisela Bergmann. Gemeinsam mit neuer und ehemaliger «Chefin», den Diakoninnen Ramona Belz und Michaela Thiel-Mey, sind sie an diesem Vormittag außerhalb der wöchentlichen Einsatzzeit zusammengekommen, um von ihrem Tun zu berichten.

Eigentlich sind sie zurzeit 19 Personen, die in kleinen Teams jeden Wochentag vormittags die Patientinnen und Patienten in ihren Zimmern aufsuchen und – siehe oben – fragen, ob sie denn irgendwie behilflich sein können.

Da die meisten von ihnen «alte Hasen» sind und schon zehn oder gar 15 Jahre dabei, haben sie viele Erfahrungen gesammelt. Wie kommen sie mit zunächst völlig Fremden klar? «Ach», sagt die erste. «Man macht das mit Bauchgefühl.» Jeder Patient brauche etwas anderes, der eine wünscht sich Einkäufe wie Schokolade, Batterien, ein Fläschchen Maggi für die Suppe, der andere möchte Begleitung beim Spaziergang. Schließlich gibt es im Zimmer Handreichungen zu erledigen, für die Schwestern und Pfleger zu eingespannt sind.

Die allermeisten Kranken aber freuten sich über jemanden zum Reden. Der zuhört, versteht, sich selbst auch zurücknehmen kann, sich einfühlt. Renate Hasselbach (70) sagt, Männer seien erst zögerlich, fragten: Kommen Sie von der Kirche? Aber dann, so Hasselbach, «sprudelt es aus denen heraus: oft Sachen, die sie wohl zu Hause nicht erzählen können.» Hier wendet Berndt Baum sogleich ein: «Und bei mir sind es die Frauen!» Toll sei das, was man für Lebensgeschichten hört, manche sehr traurig, andere wunderschön. Wie die eines ehemaligen Paares, das sich 50 Jahre später wieder traf, beide hatten ihren Ehepartner inzwischen verloren, nun gab es eine späte große Liebe.

«Die ganz schwer Kranken sind so positiv eingestellt.»

Man bekommt viel zurück, das finden alle «Grünen». Oft geht das Gespräch leicht von der Hand, die Menschen im Bett haben ja Zeit. «Aber wenn nichts kommt, dann kommt eben nichts», ergänzt Renate Hasselbach.

Angefangen haben die meisten, weil sie am eigenen Leib oder in der Familie erfahren haben, wie das ist: plötzlich im Krankenhaus, vielleicht allein, hilflos, kein Angehöriger vor Ort. Oder man hat erlebt, in welchem Stress die Pfleger sind und dass eigentlich niemand wirklich Zeit hat. Auch von Dankbarkeit berichten die Ehrenamtlichen: dass sie selbst noch fit sind, nach Operationen wieder auf die Beine kamen – nun möchten sie anderen helfen. Einmal im Monat treffen sich die Grünen Damen und Herren zum Kaffeetrinken oder Museumsbesuch, auch mal zur Fortbildung, und pflegen die Gemeinschaft.

Organisiert hat das früher Diakonin Michaela Thiel-Mey, seit kurzem ihre Nachfolgerin Ramona Belz. So lernen sich die Ehrenamtlichen untereinander gut kennen; aber auch zu manchen Patienten, die länger liegen müssen, entsteht eine engere Bindung.

In der Ausnahme-Situation am Krankenbett kommt man sich nah. Und erfährt: «Die ganz schwer Kranken sind so positiv eingestellt!» Das helfe, eigene Altersbeschwerden einzuordnen und sich zu sagen: «So lange ich laufen kann, mache ich weiter!»

Grüne Damen und Herren gesucht

Grüne Damen und Herren werden jederzeit gesucht, beispielsweise in den Diakonie-Kliniken Kassel, Kontakt: Diakonin Ramona Belz, Tel. 0561 1002-6600 

Der Verein Grüne Damen und Herren - Evangelische Kranken- und Alten-Hilfe e.V. informiert zudem im Internet über die Besuchsdienste der Grünen Damen und Herren in Krankenhäusern, Altenhilfe-Einrichtungen und in häuslicher Umgebung: www.ekh-deutschland.de

Titelblatt der Ausgabe Nächstenliebe von blick in die kirche
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