Ohne sie kommt nichts auf den Tisch: Elke Rock vom Vorbereitungsteam sowie die Fahrer Karl-Heinz Herbst und Hans-Peter Büddefeld (von links)

Ohne sie kommt nichts auf den Tisch: Elke Rock vom Vorbereitungsteam sowie die Fahrer Karl-Heinz Herbst und Hans-Peter Büddefeld (von links)

blick in die kirche / Olaf Dellit
Veröffentlicht 23 Mär 2024

Ursprünglich ging es der Tafelbewegung vor allem darum, Lebensmittel zu bewahren, die sonst weggeworfen worden wären, erläutert Dekanin Eva Brinke-Kriebel. Mit diesen, das ist der zweite Aspekt, werden bedürftige Menschen unterstützt. Mittlerweile seien die Tafeln fester Bestandteil des Sozialsystems, so Brinke-Kriebel. Zugleich dringt die Tafelbewegung darauf, dass sowohl Armut als auch Lebensmittelverschwendung politisch und gesellschaftlich gelöst werden müssten, die Probleme dürften nicht auf Ehrenamtliche abgewälzt werden.

«Das ist tätige Nächstenliebe.»

Im Alltag der Tafeln spielen diese Erwägungen jedoch keine große Rolle; da wird angepackt. Allein in Bad Arolsen stützt sich die Arbeit auf 45 Ehrenamtliche. Da sind zum Beispiel Männer wie Hans-Peter Büddefeld und Karl-Heinz Herbst, die zum zehnköpfigen Fahrerteam gehören und 15 Geschäfte und Bäckereien in Bad Arolsen umd Umgebung abklappern. «Es ist eine sinnvolle Sache», sagt Büddefeld über sein Ehrenamt. Zwei- bis dreimal im Monat ist jeder Fahrer dran.

Im Tafelladen kommt das Vorbereitungsteam ins Spiel. Elke Rock und die anderen sortieren und packen die Waren in die Regale. Es kann zum Beispiel sein, dass in einem Sechserpack Äpfel einer schlecht ist, dann wird er aussortiert. Die Dinge, die hier angeboten werden, sind einwandfrei. Oft haben sie ihr Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht, eine Verpackung ist defekt oder ein Supermarkt verändert sein Sortiment; dann kommen sie zur Tafel.

Die Warenausgabe übernimmt ein drittes Team. Kunden und Kundinnen müssen ihre Bedürftigkeit nachgewiesen haben, um einen Tafelausweis zu bekommen. 135 Bedarfsgemeinschaften – so heißt der juristische Begriff – nutzen die Tafel. Eine solche Gemeinschaft kann beispielsweise eine Familie sein. Zusammengerechnet sind es etwa 360 Erwachsene und Kinder.

Alle 14 Tage dürfen Kunden zu festgelegten Zeiten kommen. Lange Schlangen vor dem Laden soll es nicht geben, weil das entwürdigend sein könnte. Doch das Angebot reicht nicht für alle. 70 Namen stehen auf der Warteliste, sie müssen mit bis zu einem Jahr Wartezeit rechnen.

Im Laden wählen Kunden und Kundinnen selbst aus, was sie aus dem Angebot nutzen möchten. Sie zahlen einen symbolischen Beitrag von zwei Euro. Aber es geht längst nicht nur um Brot, Nudeln und Obst, wie Ulrike Combé-von Nathusius erzählt. Wichtig sind die Gespräche, der persönliche Kontakt. Sie lerne dabei selbst viel, sagt die ehrenamtliche Helferin: «Ich weite meinen Horizont.»

Heidi Klanke ist seit vielen Jahren bei der Tafel engagiert und sagt über die Arbeit: «Das ist tätige Nächstenliebe.» Und die Ehrenamtlichen tun nicht nur etwas für sich selbst, sie genießen auch das Miteinander. «Das ist hier eine tolle Gemeinschaft», sagt Elke Rock.

Tafel Deutschland e.V.

Mit 60.000 Helferinnen und Helfern sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Pro Jahr retten sie rund 265.000 Tonnen Lebensmittel und geben sie an 1,6 bis 2 Millionen Menschen weiter. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e.V.

Titelblatt der Ausgabe Nächstenliebe von blick in die kirche
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