Unser Foto zeigt eines der überfüllten Boote im Mittelmeer.

Unser Foto zeigt eines der überfüllten Boote im Mittelmeer.

blick in die kirche / Olaf Dellit
Veröffentlicht 23 Mär 2024

Buja stammt aus Ostfriesland und hatte das Meer quasi vor der Haustür. Nach dem Abitur absolvierte er in Leer die Seefahrtsschule, machte seinen Abschluss und war dann immer wieder auf See. Meistens, erzählt er, im Drei-zu-drei-Turnus, drei Monate auf dem Schiff, drei Monate frei. Er steuerte unter anderem 100 Meter lange Gastanker über die Meere.

Zugleich, erzählt er, habe er sich schon immer gewünscht, sich humanitär zu engagieren. Dann hörte er von Organisationen, die Schiffbrüchige auf dem  Mittelmeer retteten. So war Jonas Buja 2016 und 2017 dreimal als Erster Offizier und zweimal als Kapitän mit der Iuventa, dem Schiff der Organisation «Jugend rettet», im Einsatz.

Mehrere Rettungsorganisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu helfen, die auf ihrer Flucht in Seenot geraten. Sie kritisieren, dass die Europäische Union dieser Aufgabe nicht oder nur unzureichend nachkomme. Die Flüchtlinge, mit denen Buja es damals zu tun hatte, kamen meist von der libyschen Küste, hatten aber längst einen langen Weg durch Afrika hinter sich. Umgekehrt wäre keiner mehr, der es so weit geschafft habe, erzählten sie ihm.

Von Schleppern wurden dann viele Menschen, manchmal 150 oder mehr, auf dem Schiff «sorgsam gestapelt», wie Buja es ironisch ausdrückt. Gummiboote in schlechtem Zustand, dazu zwei Fässer Treibstoff – manchmal ohne Deckel – und oft weder Proviant noch Trinkwasser. So wurden sie im Morgengrauen aufs Meer geschickt.

Diese Boote seien gar nicht dazu ausgelegt, die 150 Kilometer bis Lampedusa zu schaffen. Treibstoff und Meerwasser können zu Verätzungen führen. Und selbst wer eine Rettungsweste hat, kann ertrinken, wenn diese sich mit Wasser vollsaugt.

«Wir haben uns die Augen aus dem Kopf geschaut.»

Nach solchen Booten suchen die Retter: «Wir haben uns die Augen aus dem Kopf geschaut.» Wird eines gefunden, nehmen sie Kontakt auf, verteilen Rettungswesten und Wasserflaschen. Dann gehe es darum, die Menschen auf Schiffe zu verteilen und sie sicher an Land zu bringen.

In Bujas Zeit an Bord gelang die Rettung meistens, aber zwei Tote gab es doch zu beklagen. Als er eine tote Frau in einen Leichensack packen und über das Schiff tragen musste, war das ein furchtbarer Moment. Doch dann habe ihn fast gleichzeitig ein Geretteter dankbar angelächelt.

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter habe ihn, der mit dem Christentum aufgewachsen ist, nach diesen Einsätzen erstmals richtig berührt. Der Gedanke, dass einen das Leiden des Nächsten nicht gleichgültig lässt, das hat Buja selbst erlebt. Der nächste Einsatz auf einem Frachtschiff war ein Wendepunkt. Mit den Kollegen habe es nicht so gut geklappt. Und dann fuhr Buja auf dem Großsegler «Thor Heyerdahl» mit, einem Pädagogikprojekt für Jugendliche. Die Gemeinschaft, die er dort erlebte, und die Erfahrung, dass er gut mit Menschen umgehen kann, ließen eine Idee reifen.

Er studierte noch einmal, diesmal Theologie. Seit Ende 2023 ist er Vikar in Bad Sooden-Allendorf. Jonas Buja will Pfarrer werden. 

Der Dokumentarfilm «Iuventa»

Der Regisseur Michele Cinque hat 2018 seinen Dokumentarfilm «Iuventa» in die Kinos gebracht. Während der Dreharbeiten war auch Jonas Buja an Bord des Rettungsschiffes und ist im Film zu sehen. Der Film ist auf DVD erhältlich, aber auch in diversen Streamingportalen zu sehen. Das Foto oben auf dieser Seite stammt aus dem Filmmaterial. Mehr Infos zum Film unter www.iuventa-film.de

Titelblatt der Ausgabe Nächstenliebe von blick in die kirche
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