Auf dem Foto sind die Hände einer alten Frau zu sehen, die sie gefaltet in den Schoß gelegt hat.
blick in die kirche / Anne Stöber
Veröffentlicht 23 Mär 2024

Entstanden ist die Hospizbewegung nach der Idee der Krankenschwester und Ärztin Cecily Saunders, die in England in den 1960-ern das erste stationäre Hospiz gründete. In Kassel wurde der Hospizverein 1995 gegründet mit dem Ziel, schwerstkranke und sterbende Menschen sowie ihre Zu- und Angehörigen zu begleiten. 

Heute sind es über 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer: Gisela Schaub ist seit 20 Jahren dabei, ihre Kollegin Madeleine Iber (61), ehemalige Augenoptikermeisterin, ebenfalls schon etliche Jahre. Sie hat als Jugendliche ein katholisches Internat besucht und dort erlebt, wie eine schwerkranke Nonne im Mutterhaus von allen gemeinsam bis zum Tod begleitet wurde. «Das war so behütet», sagt sie – es wurde ein Impuls für ihr späteres Ehrenamt.

Ihre Dienste leisten beide Frauen sowohl bei den Menschen zuhause wie auch im stationären Hospiz und im Elisabethkrankenhaus. Vorbereitet wurden sie durch einen Kurs und ein Praktikum, in dem sie sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzten und über medizinische, psychologische, soziale und spirituelle Fragen sprachen. «Wir haben einen großen Pool an Kräften und meistens etwa 30 akute Fälle zu betreuen», sagt Tobias Kiem, hauptamtlicher Koordinator vom Kasseler Hospizverein. Dennoch werden stets ehrenamtliche Helfer gesucht, schließlich sollen sich alle hier wohlfühlen und auch mal Urlaub machen und Nein sagen dürfen.

Engagiert: Madeleine Iber, Gisela Schaub und Tobias Kiem (von links)

Engagiert: Madeleine Iber, Gisela Schaub und Tobias Kiem (von links)

«Einfach Mensch sein.»

Sterbende begleiten, belastete Angehörige unterstützen – hat man davor Scheu, gar Angst? «Ich hatte nie Angst», sagt Madeleine Iber. Sie hat daheim ihre Oma gepflegt und kennt die Situation. «Ich bin Christin», sagt Gisela Schaub, «ich liebe die Menschen.» Zudem habe sie wohl eine hohe Resilienz; sie geht bevorzugt zu Kranken in der allerletzten Lebensphase.

«Unsicherheiten können im Kurs abgebaut werden. Am Ende sollte man sich in der Rolle wohlfühlen», meint Tobias Kiem. Was aber braucht man? Zeit, Interesse, Einfühlungsvermögen. Vielleicht seien es auch Leute mit einer bestimmten Biografie, die möglicherweise selbst Schweres erlebt haben, vermuten beide Frauen. Viele wollen selbst etwas zurückgeben, wenn sie Dankbarkeit im Leben empfänden.

Und was tun sie? Es mag wenig sein, sagt Iber. Und macht doch so viel aus! Sie geht donnerstags ins Hospiz und richtet Frühstück an. «Ein schön gedecktes Tablett kann so viel Freude bereiten», berichtet sie von einer Frau, der sie momentan zur Seite steht. Außerdem sei ihr wichtig, dass gelacht wird – sie ist, das beweist sie im Gespräch, die personifizierte gute Laune.

Da die medizinische Seite der Versorgung abgedeckt ist, können sich Hospizhelfer ganz den Sterbenden und ihren Angehörigen widmen. Zuhören. «Ihnen kann ich alles sagen», hören sie oft, wenn Menschen etwas loswerden wollen, was sie ihrer Familie nicht zu sagen wagen.

Oder sie verschaffen den Pflegenden Zeit: zum Joggen, zum Einkaufen, etwas für sich tun. Setzen sich ans Bett und sind da. «Einfach Mensch sein», so beschreiben sie es. Manche begleiten sie nur Tage, andere Monate; immer unterstützt vom Hospizverein und dessen hauptamtlichen Mitarbeitern sowie durch Supervision und Fortbildungen. Und sie sind auch Multiplikatoren, die aufklären über palliative Themen wie Schmerztherapien. «Wenn man mehr weiß, lässt sich viel Leid vermeiden», sagt Tobias Kiem.

Hospizverein Kassel e.V.

Die Freiheit 2
34117 Kassel

Tel.: (0561) 7004-162
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Titelblatt der Ausgabe Nächstenliebe von blick in die kirche
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