Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Mai 2014

Frankfurt am Main (medio). Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Diakonie Hessen haben am Montag (12.5.) in Frankfurt am Main bessere Rahmenbedingungen für Pflegekräfte, Pflegebedürftige und pflegende Angehörige gefordert. Anlass war der «Internationale Tag der Pflege», an dem bundesweit mit Aktionen auf die kritische Situation in der Altenpflege aufmerksam gemacht wurde. Die Vertreter von Kirche und Diakonie appellierten bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main an die, für würdevolle Pflege, familiäre Entlastung, gerechte Finanzierung und attraktive Ausbildung zu sorgen, teilte die Diakonie Hessen mit.

Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, forderte eine große Pflegereform mit solidarischer Finanzierung. Seit Jahren gebe es eine Deckungslücke zwischen steigenden Personalkosten und stagnierender Refinanzierung. Es müsse der tatsächliche Hilfe- und Pflegebedarf berücksichtigt werden – «und zwar so, dass die Pflegekräfte angemessen entlohnt werden können», so Gern. «Es ist höchste Zeit, in den Nachwuchs zu investieren und dafür zu sorgen, dass Pflegeberufe attraktiver werden», ergänzte  Landeskirchenrat Horst Rühl, Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen. Nur so könne die Versorgung, Pflege und Betreuung der pflegebedürftigen Menschen vor allem in ländlicheren Gebieten sichergestellt werden.

Aus Sicht von Bischof Prof. Dr. Martin Hein (EKKW) müsse das Aufgabenfeld in der Pflege erweitert werden. «Die pflegebedürftigen Menschen brauchen viel mehr Unterstützung, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können», so der Bischof. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen fehle den Pflegekräften jedoch die Zeit dafür. Die Politik müsse es ermöglichen, dass Versorgung pflegebedürftiger Menschen nicht nur aus Waschen und Verbandwechsel bestehe, sondern auch Nähe, Mitmenschlichkeit und Teilhabe beinhaltet.

Die meisten pflegebedürftigen Menschen werden nach Worten von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung (EKHN) von zu Hause aus betreut. Deshalb bräuchten besonders pflegende Familien Unterstützung und Entlastung. «Für diejenigen, die Pflegezeiten zuhause wahrnehmen und ihre Berufstätigkeit dafür unterbrechen, sollte ein Anspruch auf Lohnfortzahlung bestehen», sagte Jung. Es sollte ihnen ermöglicht werden, familiäre Pflege und Beruf miteinander zu vereinbaren.

Stichwort Altenpflege in Deutschland

Nach Angaben der Diakonie werden zurzeit in Deutschland mehr als zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen (insgesamt 1,76 Mio.) zu Hause versorgt, davon 1,18 Mio. allein durch Angehörige. 576.000 pflegebedürftige Menschen nehmen ambulante Pflegedienste in Anspruch. In Altenpflegeheimen leben 743.000 Menschen. Im pflegerischen Bereich arbeiten fast eine Mio. Menschen. Bundesweit gibt es 12.300 ambulante Pflegedienste und etwa 12.400 Pflegeheime. (12.05.2014)

Nachgefragt:

Bischof Hein fordert bei der Pflege mehr Zeit für die Menschen selbst und einen Abbau der Bürokratie. Hören Sie hier sein Statement:

Nachgefragt:

Kirchenpräsident Jung fordert, pflegende Angehörige finanziell zu unterstützen und zu qualifizieren. Hören Sie hier sein Statement:

Linktipp:

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

diakonie-hessen.de