Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Mai 2011

Bad Homburg (epd). Die beiden evangelischen Kirchen in Hessen und drei muslimische Verbände haben am Donnerstag (20.5.) in Bad Homburg eine «Erklärung zum Selbstverständnis von Religionsgemeinschaften in einer säkularisierten Gesellschaft» verabschiedet. Darin bejahen sie unter anderem das Recht, die Religion friedlich zu wechseln oder dem Glauben ganz abzuschwören. Zudem befürworten sie die «sichtbare Präsenz im öffentlichen Raum» etwa durch einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht.

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, verwies vor Journalisten auf die großen Potenziale der Religionen, die für das Zusammenleben in der Zivilgesellschaft bedeutsam seien. Als Beispiele nannte er deren Engagement im Sozial- und Bildungsbereich. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagte, dass die Religion in einem weltanschaulich neutralen demokratischen Rechtsstaat nicht ins Private abgedrängt werden dürfe. Sie müsse auch im öffentlichen Leben präsent sein, so Jung.

Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH), Ramazan Kuruyüz, beklagte eine Ungleichbehandlung der Religionen in Deutschland. Die Muslime würden ständig mit dem islamischen Terrorismus oder religiösen Konflikten in arabischen Ländern in Verbindung gebracht. Sie seien aber keine Staatsfeinde oder Gäste, sondern Bürger dieses Landes, und wollten «als Teil der Gesellschaft Verantwortung übernehmen».

Erol Pürlü vom Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) rief die Religionsgemeinschaften zur Solidarität und zur Zusammenarbeit auf. Es gebe bereits zahlreiche Fortbildungs- und Gesprächsangebote, die gemeinsam von Kirchen und islamischen Religionsgemeinschaften ausgerichtet würden. Der stellvertretende Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Ali Dere, bat um Verständnis dafür, dass die muslimischen Gemeinden hierzulande noch auf Prediger aus der Türkei angewiesen seien. Die Ausbildung von Imamen an staatlichen deutschen Hochschulen müsse sich erst etablieren.

Die Erklärung zum «Selbstverständnis von Religionsgemeinschaften in einer säkularisierten Gesellschaft» wurde von Jung, Hein, Kuruyüz, Pürlü und Dere unterzeichnet. Sie ist das Ergebnis des «Tags des Dialogs», zu dem seit 2006 jährlich Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen in Hessen sowie von muslimischen Verbänden zum Austausch und zur Diskussion über aktuelle Fragen zusammentreffen. In diesem Jahr nahm erstmals der VIKZ teil. Gastgeber war die Herbert-Quandt-Stiftung. (20.05.2011)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die «Erklärung zum Selbstverständnis von Religionsgemeinschaften in einer säkularisierten Gesellschaft» im Wortlaut:

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