Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Mai 2006

Wabern (epd). Eine Rückführung von vier abgeschobenen kurdischen Kindern nach Deutschland hat jetzt der Kirchenvorstand der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Wabern in einer Erklärung gefordert. Wie Pfarrer Jochen Gerlach auf einer Informationsveranstaltung über das Schicksal der kurdischen Familie Agirmann in Wabern erläuterte, hätten die Behörden in diesem Fall eine «himmelschreiende Ungerechtigkeit» begangen. Der Vater sowie vier Kinder der Familie waren im Oktober vergangenen Jahres nach elfjährigem Aufenthalt in Wabern in die Türkei abgeschoben worden. Die Mutter sowie zwei Töchter durften vorerst bleiben, da zum Zeitpunkt der Abschiebung eine Tochter im Krankenhaus lag und die andere Tochter als Dolmetscherin benötigt wurde.

Peter Makowski von der örtlichen Unterstützergruppe der Familie erklärte, dass Vater und Mutter früher in der Türkei gefoltert worden seien, da der Bruder des Familienvaters in der verbotenen Kurdenorganisation PKK kämpfe. Zurzeit läge dem Petitionsausschuss des Hessischen Landtages eine Petition vor, mit der sich der Härtefallausschuss am 11. Mai befassen wolle. Auch ein erneuter Asylantrag sei gestellt worden. Ziel sei es, für die in Deutschland verbliebenen Familienmitglieder eine Aufenthaltsgenehmigung zu erreichen und die abgeschobenen Kinder wieder nach Deutschland zurückzuholen. Der vor der Abschiebung in psychiatrischer Behandlung befindliche Vater sei in der Türkei untergetaucht. Man habe ihm noch nicht einmal Zeit gelassen, seine dringend benötigten Medikamente mitzunehmen.

Silvia Scheffer vom Diakonischen Werk im Schwalm-Eder-Kreis wies ferner darauf hin, dass es in der Türkei keinerlei soziales Netz für die Kinder gebe. Lediglich eine Großmutter lebe noch in deren Heimatort Ort Idil nahe der syrischen Grenze, die Kinder seien bei einer befreundeten Familie untergebracht und litten unter Depressionen und Krankheiten. «Die Familie wurde sehenden Auges in eine existenzgefährdende Situation gebracht, die geheilt werden muss», sagte Scheffer. (03.05.2006)