Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 04 Aug 2014

Kassel/Bischofsheim (medio/epd). Letzte Hoffnung Kirchenasyl. Ob in Kassel, Hanau oder Steinheim. Immer mehr Flüchtlinge suchen Schutz in hessischen Kirchen, weil sie abgeschoben werden sollen. Einer von ihnen ist Mustafa Abdi Ali aus Somalia. Er lebt seit einigen Wochen im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Bischofsheim.

Mit dem Kirchenasyl will die Gemeinde erreichen, dass Ali nach dem Ablauf der Abschiebefrist in Deutschland ein ordentliches und geregeltes Asylverfahren erhalten kann. Der 30jährige kam auf seiner Flucht vor Gewalt und Krieg in Somalia nach Lampedusa in Italien und von dort mit gefälschten Papieren über Gießen nach Bischofsheim, berichtete Mustafa Abdi Ali gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio!».

Als sein Antrag auf Duldung abgelehnt wurde, sei der Mann krank geworden, berichtet Pfarrer Jens Heller von der Gemeinde. Ein ärztliches Gutachten besagt, dass er selbstmordgefährdet ist, wenn er zurück nach Italien muss, so Pfarrer Heller. Deshalb habe man sich für das Kirchenasyl entschieden. «Wenn er nach sechs Monaten noch in Deutschland ist, dann muss die Bundesrepublik ihm ein Asylverfahren gewähren», so Pfarrer Heller und hofft, mit dem Beispiel auch anderen Gemeinden Mut zu machen.

Die Versorgung von Mustafa Abdi Ali hat die Gemeinde mit dem Arbeitskreis Asyl in Maintal organisiert: «Es gibt einen Einkaufsdienst und einen Wäschedienst», erzählt die Sprecherin des Arbeitskreises, Christine Mayer-Simon. Alle in der Kirchengemeinde mögen den freundlichen «Mustafa», so Kirchenvorsteherin Katja Damaschke. «Wenn man einen Flüchtling erst mal kennen lernt, verliert man auch die Angst vor der 'großen grauen Flüchtlingsmasse'», so Damaschke.

Kirchenasyl in Deutschland / Orientierungshilfe für Gemeinden

In Deutschland gibt es nach Angaben der Diakonie derzeit 124 Kirchenasyle mit mindestens 217 Personen. Für die Kirchengemeinden der Landeskirche gibt es bei der Diakonie Hessen eine «Clearingstelle Kirchenasyl», die auch eine Orientierungshilfe herausgibt. Info-Kontakt: Beauftragte für Flucht und Migration der EKKW, Pfarrerin Anna-Sophie Schelwis, Tel.: (0561) 1099-145, E-Mail: anna-sophie.schelwis@diakonie-hessen.de (01.08.2014)

Internetradio:

Hören Sie hier einen Beitrag zum Thema von medio-Reporter Siegfried Krückeberg:

Linktipp:

Weitere Informationen zum Thema Kirchenasyl und Ansprechpartner finden Sie bei der Diakonie Hessen unter:

diakonie-hessen.de/(...)