Unser Foto zeigt eine der Orgeln der Kirchenmusikalischen  Fortbildungsstätte (KMF) in Schlüchtern, die «Orgel(n) des Monats April» sind. (Foto: KMF/Schneidewind)

Unser Foto zeigt eine der Orgeln der Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte (KMF) in Schlüchtern, die «Orgel(n) des Monats April» sind. (Foto: KMF/Schneidewind)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Apr 2021

Marburg/Schlüchtern (medio). Die Orgel ist das «Instrument des Jahres 2021». Die Landesmusikräte der Bundesländer haben sie gekürt mit der Begründung, die Orgel sei ein komplexes musikalisches Wunderwerk aus Pfeifen und Tasten, das so leise wie ein Windhauch, aber auch lauter als ein ganzes Orchester klingen kann. Die Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck feiert dieses Jahr mit je einer «Orgel des Monats» und stellt Instrumente aus der ganzen Landeskirche vor. 

Orgeln der KMF sind «Orgel(n) des Monats April»

Die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte (KMF) in Schlüchtern dürfte beim Thema Orgeln eine besondere Stellung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland haben. Von 1836 bis 1925 befand sich in den Räumen des Klosters Schlüchtern, das «Königliche Lehrerseminar Schlüchtern». Da die angehenden Lehrer auch Orgel spielen lernten, gab es schon erste Übungsorgeln. Aus dem Lehrerseminar ging 1945 eine Kirchenmusikschule und 1970 die heutige Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte im Kloster Schlüchtern hervor. 

Die Geschichte der KMF ist eng mit namhaften Personen der Kirchenmusik verbunden, so u. A. mit dem ihres Gründers, des Pfarrers und Musikwissenschaftlers Dr. Walter Blankenburg. Mit dem kontinuierlichen Ausbau des Unterrichts- und Kursangebots der KMF, wuchs auch der Bestand an Instrumenten an. In den Räumen der KMF stehen insgesamt 7 Orgeln unterschiedlicher Größe, sowie ein Orgelpositiv, für Unterrichts- und Übungszwecke zur Verfügung. Auf den Sonderseiten unter kirchenmusik-ekkw.de werden alle Orgeln im Detail beschrieben. Neben der Disposition, also der Auflistung der Register, finden sich dort auch Hörbeispiele der Orgeln. 

Besonderer Blick hinter die Kulissen

Faszinierend ist aber nicht nur der Klang einer Orgel, sondern auch deren Innenleben, das hinter der Fassade verborgen bleibt. Zum Jahr der Orgel hat die KMF ein besonderes Video produziert und lädt zu einer Entdeckungsreise in die Orgeln der KMF ein:

Die Orgeln der KMF | Ein Blick hinter die Kulissen (Video: Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte Schlüchtern)

Orgeln im Januar, Februar und März

Im Januar stand bereits die Orgel der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien in Marburg im Mittelpunkt, von der acht Engel vom barocken Orgelprospekt der Lutherischen Pfarrkirche herunterschauen. Oder besser gesagt: Sie musizieren - auf Gambe, Laute, Trompete, Posaune und Violine. Das im Oktober 1722 fertiggestellte Instrument wurde vom Hanauer Orgelbauer Nikolaus Schäfer geschaffen. Weiter zur Orgelvorstellung... 

Im Februar führte die Reihe nach Kassel in die Kirche St. Martin, in der die mittlerweile weltweit bekannte große Orgel der Firma Rieger, die Anfang Dezember 2020 eine kleine, aber bemerkenswerte Schwester bekommen hat. Die Kofferorgel von St. Martin ist so gebaut, dass sie als Bausatz-Orgel selbst zusammengebaut werden kann. Kinder und Erwachsene schaffen das in ca. einer Stunde: mit 50 Pfeifen, 25 Tasten, Blasebälgen, Abstrakten und noch vielem mehr. Das Instrument passt in drei Koffer und kann in jedem PKW leicht transportiert werden. Weiter zur Orgelvorstellung...

Im März stand die Georg Peter Wilhelm-Orgel der Stiftskirche Kaufungen im Mittelpunkt. Im Jahre 1802 vollendete der Kasseler Hoforgelbauer Georg Peter Wilhelm eines seiner größten Orgelwerke für die Stiftskirche Kaufungen. Im Jahr 1818 wurde die Orgel durch große Mengen eindringenden Wassers stark beschädigt aber repariert. In den Folgejahren verlor die Orgel durch Umbauten immer mehr an Substanz und wurde wegen eines Orgelneubaus 1974 stillgelegt In den Jahren 2014 – 2019 erfolgte dann eine umfangreiche Restaurierung, mit einer möglichst detailgetreuen Wiederannäherung an den Originalzustand zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Jahre 1802. Weiter zur Orgelvorstellung...  

Hintergrund: Orgeln in Kurhessen-Waldeck

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gibt es rund 1.200 Orgeln. Tausende von einzelnen Pfeifen erzeugen  in den Kirchen einen unverkennbaren Klang und helfen beim gemeinsamen Singen. Etwa 1.300 Organistinnen und Organisten sorgen dafür, dass sie erklingen. Zu den denkmalgeschützten und gleichfalls kostbarsten Instrumenten gehören z.B. die Heinemannorgel in Wetter (1766) oder die Ratzmannorgel in der Kirche auf dem Berg in Niedergründau (1839). Zu den jüngsten Instrumente gehören die Riegerorgel in St Martin in Kassel (2018/2020) und die Winterhalterorgel in der Marienkirche Gelnhausen. Aber auch viele kleine Kostbarkeiten gibt es in den Dorfkirchen der Landeskirche - so z.B. in Besse (Rotenburger Orgelbau 2009) oder Iba (Dauphin 1715 / Woehl).

(01.04.2021)

Linktipp:

Weitere Informationen zum Jahr der Orgel und den Orgeln des Monats finden Sie auf den Seiten der Kirchenmusik der Landeskirche unter:

kirchenmusik-ekkw.de