Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Dez 2013

Kassel (epd/medio). Eine «Diktatur der Kurzfristigkeit» bei wichtigen politischen Entscheidungen hat Klaus Töpfer (CDU), Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (Institut für Nachhaltigkeitsstudien) in Potsdam, am Freitagabend in Kassel beklagt. Die ständige Beschäftigung nur mit aktuellen Themen führe in der Politik zu einer Alternativlosigkeit, sagte der frühere Bundesumweltminister (1987-1994) auf dem Adventsempfang der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Möglichkeit, etwas grundlegend zu ändern, werde dadurch geringer. Töpfer sprach zum Thema «Christliche Verantwortung in unserer geteilten Welt».

Alternativen zu haben, so Töpfer weiter, sei jedoch der Kern der Freiheit. «Ohne Freiheit kann auch Gerechtigkeit nicht siegen», sagte er. Dringend notwendig sei vor allem die Überwindung der Teilung der Welt in arm und reich. Trotz der Globalisierung verfügten 40 Prozent der Weltbevölkerung über 94 Prozent des Einkommens, die Mehrheit von 60 Prozent müsse hingegen mit den verbleibenden sechs Prozent auskommen. «Es ist ein Skandal, dass täglich 5.000 Menschen sterben, während anderswo tonnenweise Essen weggeworfen wird», sagte er. Allerdings sei nicht nur die Welt, sondern auch unsere Gesellschaft selbst in arm und reich geteilt. «Diese Spaltung wird eher größer», warnte er.

Um zu nachhaltigen Veränderungen zu kommen, sei es unerlässlich, die Konsequenzen des eigenen Tuns zu bedenken und in das Handeln einzubeziehen, forderte Töpfer. «Wir sollten es uns zur Ehre machen, dass diese Spaltung bewältigt werden kann», betonte er. Es gelte, so schnell wie möglich damit anzufangen.

Zu Beginn des Empfangs hatte Bischof Martin Hein darauf hingewiesen, dass die Kirchen spätestens seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1989 Umweltpolitik als Teil ihrer Schöpfungsverantwortung entdeckt hätten. Eine solche Umweltpolitik erwachse aus dem biblischen Auftrag der Bewahrung und Erhaltung der Schöpfung. Hein verwies als konkretes Beispiel dieser Verantwortung auf ein derzeit laufendes Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die dadurch bis 2015 ihren Kohlendioxid-Ausstoß um 25 Prozent - bezogen auf die Bilanz des Jahres 2005 - senken wolle.

Im Anschluss an den Vortrag von Klaus Töpfer war im großen Saal reichlich Gelegenheit, alte Freunde zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und sich in der vorweihnachtlichen Hektik eine kurze Auszeit zu nehmen. (07.12.2013)

Impressionen vom Adventsempfang 2013

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)