Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Aug 2008

Kassel (epd). Muslime dürfen ebenso wie Christen ihre Religionsgemeinschaft verlassen und sich einem anderen Glauben zuwenden. Dies sieht ein von christlichen und muslimischen Vertretern gemeinsam unterzeichnetes Kommuniqué vor, das am Mittwoch in Kassel vorgestellt wurde.

Zu den Unterzeichnern zählen der kurhessische Bischof Martin Hein, der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker, der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, Ramazan Kuruyüz, sowie Galip Akin von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Das Dokument sei «ein wesentlicher Schritt nach vorn», sagte Bischof Hein.

Die Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen in Hessen trafen sich bereits zum vierten Mal zu einem Fachgespräch mit islamischen Vertretern, dieses Mal unter der Schirmherrschaft der Universität Kassel. Die Religions- und Gewissensfreiheit sei auch im Koran verankert, betonte Galip Akin. «Glauben ist eine Gewissenssache und darf nicht durch irgendwelchen Druck verwirklicht werden», erklärte er.

So stehe in der 2. Sure des Korans, dass es in der Religion keinen Druck geben dürfe. Akin räumte ein, dass die Gewissensfreiheit nicht in allen islamisch geprägten Ländern gelte. Hier müsse man aber fragen, ob dabei Traditionen oder religiöse Grundsätze im Vordergrund ständen. Es sei wichtig, zwischen Tradition und Religion unterscheiden zu lernen.

Kirchenpräsident Steinacker stellte fest, dass es bei Begegnungen zwischen Christen und Muslimen oft Ratlosigkeit gebe, da beide zu wenig über den Glauben des anderen wüssten. Auch Kuruyüz wies darauf hin, dass es im Zusammenleben von Christen und Muslimen in Deutschland noch Schwierigkeiten und Berührungsängste gebe. «Was wir heute hier machen, müssen wir auch in einem größeren Rahmen machen.»

Bei dem Gespräch ging es auch um den Begriff der Mission. Bischof Hein räumte ein, dass der Begriff durch manche Ereignisse in der Kolonialzeit in Misskredit geraten sei. Er werde heute aber wiederentdeckt. Mission bedeute, den eigenen Glauben attraktiv zu leben und ein positives Beispiel zu geben. «Mission und Dialog schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern bedingen einander», sagte Hein. (20.08.2008)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier das Kommuniqué im Wortlaut:

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Hier können Sie die Handreichung «Ermu-tigung und Befähigung zur Begegnung von Christen und Muslimen» der Kammer für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck herunterladen:

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Hier können Sie die Handreichung in türkischer Sprache herunterladen:

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