Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Apr 2014

Kassel (medio). «Ist die Konfirmation noch zeitgemäß?» und «Was macht eigentlich einen guten Konfirmandenunterricht aus?» – das waren nur zwei von vielen Fragen, denen sich Bischof Prof. Dr. Martin Hein im einstündigen «Bischofschat» mit mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Mittwochabend (7.5.) auf ekkw.de stellte. Dabei erzählten viele Chatter von ihrer eigenen Konfirmandenzeit. «Wir haben öfter Aktionen gemacht und sind einmal mit Rollstühlen in die Kasseler Innenstadt gefahren, um zu sehen, wie ein behinderter Mensch die Welt sieht. Das war eine intensive Erfahrung für die ganze Gruppe», schrieb Lukas. Ricki ergänzte: «Beim Konferunterricht kommt es darauf an, dass der Pfarrer begeistern kann, sonst ist es langweilig». Und Julia erzählte: «In der Konfizeit ging alles drunter und drüber. Die Gruppe war ein Chaoshaufen. Alle haben den 3 Pfarrern auf der Nase rumgetanzt. Nur zwei sind später in der Kirche hängen geblieben.»

So unterschiedlich wie die Erlebnisse beim Konfirmandenunterricht, zeigte sich Bischof Hein dennoch überzeugt, dass die Konfirmation sinnvoll ist und «dass da doch was hängenbleibt». Das zeigte auch der weitere Gesprächsverlauf, in dem sich viele Teilnehmer gegenseitig ihre Konfirmationssprüche erzählten. Diese hatten offensichtlich einen bleibenden Eindruck bei ihnen hinterlassen.

Rege Diskussion über das Konfirmationsalter

Diskutiert wurde im Chat die Frage, wenn der richtige Zeitpunkt für die Konfirmation und den Konfirmandenunterricht sei. Mehrere Teilnehmer votierten für einen Unterricht in der Grundschulzeit, andere sprachen sich für das 18. Lebensjahr aus. Bischof Hein ist sich sicher, dass die jetzige Lösung die richtige ist: «Ich finde das Alter von 13 oder 14 Jahren richtig gut», sagte der Bischof. Jana pflichtet ihm bei und schrieb: «Ich finde das Alter super, um junge Leute von der Kirche zu begeistern. Durch Aktionen und Freizeiten kann man gemeinsam Gott erleben. Ganz ohne Zwang. Und dann irgendwann kann man sagen 'Hey, wer Lust hat, der sagt ja zu Gott'», schrieb sie im Chat.

Lustiges und Skurriles - Geschichten zur Konfirmationsfeier

Lustig wurde es in dem einstündigen Internetgespräch, als die Teilnehmer von ihrer eigenen Konfirmationsfeier erzählten. Kathrisa berichtete: «Ich durfte nicht mehr am Kindertisch sitzen, sondern bei den Erwachsenen. Das war todsterbenslangweilig. Und ich musste zum ersten Mal Wein trinken. Das fanden alle sehr wichtig. Ich fand es eklig!» - Regina erzählte: «Als sich meine Freundin hinkniete, sahen alle das Preisschild unter den Schuhen. Die ganze Kirche hat gelacht.»

Sehr unterschiedliches berichteten Eltern über die Konfirmation ihrer Kinder. Annette schrieb: «Mir wird immer - leider negativ - die Konfirmation meines zweiten Sohnes in Erinnerung bleiben. Nach der Einsegnung sagte der Pfarrer zu den Konfirmanden: 'Ich weiß, ich habe Euch heute alle das letzte Mal gesehen!'» – Kathrisa entgegnete: «Bei mir in der Kirchengemeinde gibt es einen ordentlichen Zulauf, die Pfarrer haben Schwierigkeiten, den Run zu bewältigen. Neue Bürgerlichkeit. Gehört dazu. Aber ich glaube, sie machen viel mit den Konfirmanden, ich denke, meine Kinder werden Spaß haben.»

Bischof Hein: Konfirmation ist Hessens Geschenk an die Christenheit

Auf Rückfragen erläuterte Hein die Bedeutung der Konfirmation für Hessen. 475 Jahre seien vergangen, seit die Konfirmation in Hessen durch der «Ziegenhainer Zuchtordnung»  im Jahr 1539 eingeführt wurde. Damit gelte Hessen als Geburtsort der Konfirmation weltweit: «Das ist unser Geschenk an die weltweite Christenheit», sagte der Bischof. Das «Jahr der Konfirmation», das die Landeskirche anlässlich des Jubiläums ausgerufen hat, werde noch viele Höhepunkte bereithalten. Neben einer Wanderausstellung sei ein landeskirchenweites Treffen von Konfirmanden am 18. Juli in Ziegenhain wichtiger Bestandteil des Festjahres. Hierfür lägen bereits über 3.200 Anmeldungen von Konfirmanden vor.

Konfirmation – Was bleibt? / «Gott verliert niemanden!»

Biografisch interessant wurde es im letzten Teil des Chats, als es um die Frage ging, was wohl von der Konfirmation bleibt. Bischof Hein beschrieb es so: «Gott verliert niemanden!» - Er habe sich als Pfarrer immer so verstanden, dass er vielleicht eine «gute Spur» legt, so Hein. Manche würden ihm noch heute nach 25 Jahren erzählen, es hätte ihnen etwas bedeutet, berichtete der Bischof. Andere erzählten im Chat, sie hätten sich nach der Konfirmation erst einmal abgewendet, aber später wieder stärker zum Glauben gefunden. So erzählte Lukas: «Ich glaube einen Bezug zu Kirche hat diese Zeit schon gelegt, verstärkt wurde der bei mir dann erst wieder zu Zeiten meines Zivildienstes.» Bischof Hein beendete den Chat mit dem bischöflichen Segen, um den ihn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuvor gebeten hatten.

Große Resonanz und Einladung zum nächsten Chat im November

Der Moderator des Chats und Leiter des Medienhauses der Landeskirche, Pfarrer Christian Fischer, zeigte sich begeistert von der großen Resonanz des Gesprächs und der lockeren Atmosphäre: «Hier kann man ganz ehrlich mit dem Bischof reden, ohne große Hürden», sagte Fischer. Das große Interesse zeige, dass die Konfirmation auch heute noch junge Menschen zum Glauben bewegen könne und im Leben älterer Christen eine nachhaltige Wirkung entfalte. Fischer lud die Internetnutzer zum nächsten Bischofschat am 18. November 2014 von 20 bis 21 Uhr ein. Das Thema im Herbst: Der Buß- und Bettag. (07.05.2014)

Weitere Chats:

Bischof Hein chattet regelmäßig zweimal im Jahr. Der nächste Bischofchats ist am 18. November 2014 zum Buß- und Bettag. Einen Rückblick auf alle Chats mit dem Bischof finden Sie unter: