Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Nov 2005

Kassel (epd). Die Konferenz Bekennender Gemeinschaften (KBG) und Vertreter der beiden evangelischen Landeskirchen im Rheinland und von Kurhessen-Waldeck haben am Montag (7.11.) in Kassel ihre unterschiedlichen Auffassungen zur Segnung homosexueller Partnerschaften bekräftigt. Bei einem Symposium mit dem Titel «Sola Scriptura (allein die Schrift) in der evangelischen Kirche heute» ging es um das reformatorische Schriftprinzip am Beispiel der gottesdienstlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Partner.

Die von Rainer Stuhlmann, Vorsitzender des Ständigen Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland, vorgestellte Regelung, die eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Gottesdienst unter bestimmten Bedingungen vorsieht, wurde von der konservativen KBG ebenso zurückgewiesen wie die Praxis in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW).

Der Synodenbeschluss der EKKW sehe, so der Vorsitzende der Theologischen Kammer der Landeskirche, Eberhard Stock, lediglich eine Segnung in der Seelsorge vor, die zudem nicht die Lebenspartnerschaft als solche, sondern nur die Menschen segne.

Als Hauptunterschied kristallisierte sich im Verlauf der Diskussion ein unterschiedliches Schriftverständnis in dieser Frage heraus. Während Vertreter der KBG einschlägige Bibelstellen als eindeutige Ablehnung von Homosexualität interpretierten, verwies Stock darauf, dass im Neuen Testament hier nur die Schändung von Kindern gemeint sei. Die alttestamentlichen Stellen seien hingegen von «archaischer Abständigkeit», deren Sinn nicht so einfach erhoben werden könne. «Wenn Homosexualität Sünde ist, wäre eine Segnung in der Seelsorge nicht möglich», sagte er. Tatsache sei jedenfalls, dass es in Deutschland erstmals in der Geschichte die Rechtsform einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft gebe. Dazu müsse sich die Kirche in irgendeiner Form verhalten.

KBG-Vorsitzender Ulrich Rüß (Hamburg) warf den Vertretern der beiden Landeskirchen vor, ihre «Wahrheitsvorgaben» im gesellschaftlichen Kontext zu suchen. «Vor 30 Jahren wäre so etwas noch überhaupt kein Thema gewesen.» Allerdings gehe es auch der KBG nicht darum, Homosexuelle zu diskreditieren. «Statt einer unbiblischen Lebenspartnerschaft wäre für sie allerdings eine auch von der katholischen Kirche empfohlene Enthaltsamkeit angebracht», sagte Rüß.

Stock räumte ein, dass das Thema Homosexualität in der Bibel ein «absolutes Randthema» sei. Zudem sei ihm in den vergangenen zweieinhalb Jahren seit dem Synodenbeschluss zur Segnung homosexueller Partner noch kein Fall im Bereich der EKKW bekannt geworden. Zum Abschluss des Symposiums appellierte Rolf Sauerzapf, Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der KBG, an die Teilnehmenden, «auch bei theologischen Streitigkeiten unter dem gemeinsamen Dach der Kirche zu bleiben». (09.11.2005)

Weitere Informationen:

Den Beschluss der Landessynode und Überlegungen der Theologischen Kammer der EKKW zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare finden Sie unter: