Diskutiereten am 13. April im Onlineformat: Bischöfin Dr. Beate Hofmann und der Außenpolitiker und SPD-Präsidiumsmitglied Michael Roth. (Fotos:  l. und Hintergrund: medio.tv/Schauderna, r.: Michael Farkas)

Diskutiereten am 13. April im Onlineformat: Bischöfin Dr. Beate Hofmann und der Außenpolitiker und SPD-Präsidiumsmitglied Michael Roth. (Fotos: l. und Hintergrund: medio.tv/Schauderna, r.: Michael Farkas)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Apr 2022

Kassel/Heringen/Hofgeismar (epd). Die Kirche sei in der Pflicht, Orientierung zu geben und nicht zu schweigen, sagte der SPD-Politiker Michael Roth aus dem osthessischen Heringen am Mittwochabend (13.4.) mit Blick auf den Ukraine-Krieg. In einem Onlinegespräch mit der Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, forderte er: «Kirche darf sich nicht aufs Beten zurückzuziehen, sie muss Flagge zeigen, die Konflikte austragen und sich versöhnend-konstruktiv einbringen.»

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und Hofmann diskutierten in der Reihe «Was bewegt?» zum Thema «Der Krieg in der Ukraine und unsere Haltung zum Frieden», die von der Evangelischen Akademie in Hofgeismar angeboten wird. Roth sagte: «Wir werden einen Frieden nur mit Waffen schaffen.» Deutschland müsse einen Beitrag leisten: «Nur damit können wir Leben retten.»

Roth bezeichnete es als zynisch, von den Ukrainern zu verlangen, sie mögen zivilen Ungehorsam leisten, während Putin «die schlimmsten Menschheitsverbrechen» begehe und nicht nur militärische Ziele angreife. Die einzige Möglichkeit, etwas zu erreichen, sei aus einer Position der Stärke heraus. Deshalb drängte er in der Debatte auch auf zügige Sanktionen und eine EU-Perspektive für das Land.

Bischöfin Hofmann bezeichnete die Aggression Russlands aus friedensethischer Sicht als nicht gerecht, den Verteidigungskrieg der Ukraine aber als gerechtfertigt. Für Waffenlieferungen spreche das Ziel, die «mutige Selbstverteidigung der Ukrainer zu unterstützen». Sie verlängerten jedoch den Krieg, trieben die Gewaltspirale an und töteten Menschen. Dilemmata wie diese zu benennen, sei Aufgabe der Kirche.

Eine andere sei es, sich dem Hass zu verweigern. Dazu gehöre, «den Menschen im Anderen zu sehen, auch in den feindlichen Soldaten». Es gehe nicht darum, Gewalt zu rechtfertigen, sondern die Dynamik dahinter zu verstehen. Hofmann sprach von der Aufgabe als Christen, Unrecht zu benennen und nicht zu verharmlosen, aber deutlich zu machen: «Wenn ich verurteile, was ein Mensch tut, heißt das nicht, dass ich ihn nicht mehr als Menschen sehe.»

Die Bischöfin appellierte, mit den Menschen in Russland in Kontakt zu bleiben und nicht in die völlige Gesprächsverweigerung zu gehen: «Nur so können wir den geschlossenen Informationsraum von Putin durchbrechen, auch wenn andere Ansichten schwer auszuhalten sind.» Sie ermahnte auch dazu, das russische Volk nicht «in Bausch und Bogen zu verurteilen».

Falls die Ukraine den Krieg verliere, äußerte Roth die Sorge, dass ein Flächenbrand militärischer Konflikte in Osteuropa drohe und verwies etwa auf Moldau und Georgien. Deshalb könne es nur darum gehen, die russische Herrschaft einzuhegen. Hofmann drückte ihre Hoffnung aus, dass die Vision des europäischen Hauses mit dem Kriegsbeginn nicht für alle Zeit erloschen sei. (14.04.2022)

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